In einem Beitrag anfangs November habe ich mich mit dem Lohndumping Deutschlands während der letzten 10 Jahre befasst und die daraus entstehenden Folgen aufgezeigt. Es ging dabei um die Tatsache, dass, entgegen den EU-Vorgaben, Löhne weit unter den festgesetzten Richtlinien bezahlt wurden und Deutschland damit im Zehnjahresvergleich von allen EU-Staaten die tiefsten Lohnerhöhungen ausgerichtet hat.( Abbildung 2 beachten).
Zusammen mit den vielen Mini-, 400 €-, 1€-Jobs und "Ich AG"s ist ein Lohnkostenvorteil von 10-15% gegenüber den Ländern entstanden, welche sich innerhalb der EU-Leitlinien bewegt und anständige Löhne bezahlt haben. Deutschland wurde von der OECD wegen dieses Vorgehens mehrfach gerügt.
Folge war und ist, dass man in Deutschland von einer boomenden Wirtschaft spricht, während andere Nationen von Jahr zu Jahr mit negativen Zahlen aufzuwarten beginnen. Dass aber trotz dieser blendenden Wirtschaftsdaten die Verschuldung weiter steigt, obwohl daneben im Bereiche Bildung und Soziales (trotz sich abzeichnender sozialer Spaltung des Landes) auf Teufel komm raus gespart wird, das müsste zu denken geben. Die kommenden Jahre werden der Staatskasse ein bisher noch nie da gewesenes Loch im Bereiche Rentenausgleich bescheren, da Millionen Menschen genau wegen dieser Lohnpolitik nicht mal auf eine Mindestrente von 650 € kommen und bezuschusst werden müssen.
Trotz allem liegt Deutschlands Staatverschuldung bei 82% zum BIP
Laut EU sollte dieser Wert 60% nicht übersteigen. Nur, das interessiert eigentlich die "alten" EU Länder überhaupt nicht, denn man hat sich auf einen andern Wettstreit eingelassen. Höheres Wirtschaftswachstum drückt die prozentuale Staatsverschuldung. Oder auch so: Bei genügend Wirtschaftswachstum kann man weiterhin Schulden machen und steht mit einem guten Prozentwert da.
Wer wächst entsprechend? Richtig: Deutschland. Zu diesem ganzen Komplex gibt es eine sehr informative Datenzusammenstellung von ARD, welche ich hier verlinke. Noch etwas wird sichtbar.
Deutschland generiert sein Wachstum auf Kosten anderer EU-Staaten
Es geht hier schon längst nicht mehr um technische Überlegenheit, dazu ist die Globalisierung zu weit fortgeschritten. Im Vordergrund steht heute der Kostendruck, vor allem auch angesichts der erstarkenden Konkurrenz aus Fernost und da hat Deutschland im Vergleich zu seinen Partnern dank zehnjähriger Lohn-Erosion die besseren Karten. Demgegenüber bleiben Frankreich, Italien, Spanien und Portugal stecken und man staune: Spanien mit 70% Staatsverschuldung kommt unter Anlegerbeschuss. Weshalb? Kein Wachstum...
Nullwachstum bringt die Katastrophe
Nachdem sich nun der Reihe nach Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, bald auch Frankreich (!!) EU-verordnet den Gürtel werden enger schnallen müssen, brechen unweigerlich Konsummärkte weg. Entweder können diese Ausfälle durch Absatz in neue Regionen und Kontinente kompensiert werden, ansonsten beginnt der Motor zu stottern. Unter diesem Aspekt muss man die gebetsmühlenartig vorgetragenen Wachstumslobgesänge der deutschen Regierung verstehen.
Kein Wachstum verschiebt die Schuldenpyramide sofort negativ, führt zu schlechten Prognosen, damit verbunden höheren Zinsen auf Schulden und mangels entsprechendem Wachstum zu einem noch ungünstigeren Staatsverschuldungs- BIP Wert. Ein Teufelskreis.
So lange die Finanzströme zur Hauptsache international fliessen, dürfte es ein Ding der Unmöglichkeit sein, die jetzige Krise auch nur annähernd in den Griff zu kriegen. Gerade die Unübersichtlichkeit der Geldflüsse hat es nämlich mit sich gebracht, dass inzwischen jedes Land um seine Gelder und vor allem auch gesetzlichen Anlagevermögen der Bürger fürchten muss, welche in einem Krisenstaat (und das sind inzwischen die meisten EU-Staaten) angelegt sind.
Bildquelle ard.grafik
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