Zum ersten Male ist einer der wirklich
grossen Megaliner der Kreuzfahrtbranche verunglückt. Gemäss ersten
Auswertungen der Blackbox hat sich der Kapitän der über 450 Mio €
teuren Costa Concordia zu einem Manöver hinreissen lassen, welches
man üblicherweise mit einem Schlauchboot oder Meeres-Scooter
ausführt: Eindruck schinden, indem man möglichst nahe der Küste
entlangflitzt und die Blicke vieler Bewunderer auf sich zieht. Dies mit einem Hightech-Kahn von 290 Metern Länge und so nebenbei noch
rund 4500 Personen an Bord. Show-Time im Hochrisikobereich.
Dass ein derart verantwortungsloses
Manöver wenige hundert Meter vor einer Insel und mehr als 4 Seemeilen abseits
des vorgeschriebenen Kurses möglich ist, selbst wenn es vom Kapitän
angeordnet wurde, wirft viele Fragen auf. Dank der Tatsache , dass
die Costa Constanze nicht völlig kentern und absaufen konnte ,da sie
auf eine Sandbank zu liegen kam, konnten während Stunden Passagiere
gerettet werden, welche ansonsten jämmerlich ertrunken wären. Vielleicht war es der Kapitän, der angesichts der sich abzeichnenden Katastrophe
die Constanze noch näher ans Ufer gelenkt hat. Möglich.
die Constanze noch näher ans Ufer gelenkt hat. Möglich.
Ein weiteres unglaubliches Szenario: Es
soll nach der Havarie mehr als eine Stunde gedauert haben, bis der
Befehl „in die Rettungsboote“ erteilt wurde. Genau so lange
wartete man vergeblich auf den offiziellen SOS-Notruf bei der Küstenwache. Diese
Angaben stammen von den Untersuchungsbehörden und Passagieren,
welche die absolut chaotischen Zustände und fehlende Koordination
bemängeln.
Da passt hinzu, dass der Kapitän des
Havaristen, diesen rund 1 1/2 Stunden nach der Kollision verlassen
haben soll, während noch Hunderte von Menschen auf ihre Rettung
warteten.
Notfallszenarien?
Es ist vielleicht
der richtige Zeitpunkt, einige kritische Fragen bezüglich der
Sicherheitsdispositive dieser Kreuzfahrtschiffe der Superklasse zu
stellen. Airbus musste mit seinem A-380 beweisen, dass es möglich
ist, sämtliche Passagiere innert 90 Sekunden aus der Maschine zu
kriegen. Erst dann wurde eine Flugtauglichkeitslizenz erstellt. Wie
sehen diese Konzepte für die neuen Luxuskreuzer aus?
Mal abgesehen von
der Tatsache, dass diese neuen „Schiffe der Superlative“ derzeit
zu den verheerendsten Dreckschleudern überhaupt gehören, da sie aus
Kostengründen mit Schweröl/Restöl als Brennstoff betrieben werden,
stellen sich eine Reihe weiterer Fragen, bei denen Sicherheit und Umweltschutz vor kommerzielle Interessen gestellt werden müssten:
Ab wann ist denn
eigentlich die Grenze bezüglich des Verhältnisses von Tiefgang und
Freibord erreicht? Wann legt sich der erste Riese auf Grund einer
unglücklichen Verkettung von Riesenwellen, Maschinenschaden und
Sturmböen auf offenem Meer auf die Seite?
Gibt es bezüglich
des Fassungsvermögens eines einzelnen Kreuzfahrtschiffes eine
Begrenzung nach oben? Inzwischen liegen wir ja bei rund 2500
Doppelkabinen und der dazugehörigen Infrastruktur.
Wie steht es mit
der elektronischen Überwachung aller Aktionen auf der Kommandobrücke
und im Maschinenraum durch ein Operationszentrum an Land? Derartige
Unregelmässigkeiten würden frühzeitig erkannt, selbst
Interventionen von aussen wären denkbar Das ist doch heute technisch
machbar. Angesichts dessen, dass hier offenbar ein Irrer einen
Schaden von weit über 600 Mio € anrichtet, wäre das eine lohnende
Investition....
Ja, ich weiss: Der
Kapitän befiehlt über sein Imperium. Ein alter Zopf und zu
hinterfragen ,wie man nun eindrücklich feststellen musste....
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