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Causa Wulff und die Ineffizienz der Internetgemeinde

Nicht nur in Deutschland regen sich Hunderttausende über die Dreistheit eines ehemaligen Bundespräsidenten auf, der für sich in Anspruch nimmt, aus "politischen Gründen" sein Amt aufgeben zu müssen, während beinahe täglich neue Enthüllungen über fragwürdige Geschehnisse in seinem privaten und persönlichen Umfeld bekannt werden.

Die Sachlage ist eigentlich eindeutig: Tritt ein Bundespräsident aus gesundheitlichen oder politischen Gründen (und nur unter diesen Voraussetzungen!) zurück, hat er Anspruch auf Ehrensold und Büro, Fahrzeug etc. im Werte von total rund 500 000 € jährlich. Genau dieser Punkt ist ist also zu prüfen und hier müsste Druck auf die zuständigen politischen Instanzen oder Untersuchungsbehörden ausgeübt werden.
Dieser wiederum wirkt weiter als gemeinhin angenommen, denn auch Politiker müssen zur Kenntnis nehmen, dass es ab einer bestimmten Anzahl Unterschriften durchaus um Wählerstimmen gehen kann. 

Die zweite Möglichkeit besteht darin, den ehemaligen Bundespräsidenten direkt unter Druck zu setzen, dies mit Millionen von Unterschiften. Das geht an niemandem spurlos vorbei und wird von den Medien mitbegleitet.

Es lohnt sich nun, zu schauen, was im www. diesbezüglich abläuft. Auf Twitter, facebook, google+ schneien im Minutentakt Statements rein, jeder Poster setzt noch eins drauf, daneben zum hundertsten Male derselbe Video , der schon seit zwei Tagen kursierende Beitragslink und hunderte von "gefällt mir" oder  "1+" und dazu ein Kommentar der Entrüstung. Toll! Und? Bewegt sich was? Nein, die Geschichte ermüdet, das Lesen ermüdet..

Schon mitgekriegt? Derzeit laufen drei Online-Petitionen. Zwei richten sich an die zuständige politische Behörde, eine an Wulff. Seit drei Tagen hängen diese Unterschiftenaktionen im Netz, werden überall geteilt und wer mehr liest, als seine eigenen Beiträge, müsste das mitgekriegt haben.

Schauen wir mal:

Keinen Ehrensold für Wulff! Geöffnet?

Protest gegen Ehrensold für Wulff  Geöffnet?

Herr Wulff!! Verzichten Sie auf Ehrensold! Geöffnet?

Fazit: Zehntausende ereifern sich seit zwei Tagen zu diesem Thema und parallel dazu laufen drei Petitionen auf denselben Kanälen und vermögen gemeinsam um die tausend Unterschriften zu sammeln.

Gründe?


Als Initiant einer dieser Petitionen hörte ich:
- Druckfehler im Bediener-Menue: unterschrieben statt unterschreiben!
- Petitionstext gefällt mir nicht!
- Was passiert mit meinen Angaben?

Über wirkliche Gründe kann man nur spekulieren:

- Ist die Schwelle vom Nick zur wirklichen Unterschrift und e-Mail zu gross?
- Was bleibt hängen von der Flut der geposteten Beiträge, werden sie gelesen?
- Wie ist im Netz die Gewichtung von ICH und WIR?

Also feiern wir weiter das freie Netz,

- wo jeder sagen kann, was er will, nicht weniger, aber auch nicht mehr.
- wo jeder Tweet scheinbar die Welt aus den Angeln hebt, nur die Welt hat dies noch nicht bemerkt.
- wo Verfolger und Freunde zum Statussymbol werden, aber jedes Mitglied selbst in seiner Freunde- und Verfolger-Flut zu ertrinken droht.

Das Netz, die grosse Bühne der Selbstdarstellung ?

Was denkst du?




Kommentare

  1. Mein Eindruck, die Leute haben keine Zivilcourage, meckern ja, aber wirklich etwas tun, nein! Uschi Agboka

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