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Çıralı: Die grosse Stille


Seit einer Woche hört man aus Çıralı so gut wie gar nichts mehr und wer was in den Medien sucht, muss sich auf Kommentare oder Blogs konzentrieren. Ein solcher beachtenswerter Beitrag von Melis Alphan  erschien vor einigen Tagen in der Auflage starken Hürriyet unter dem Titel. : In Cirali beginnt das schmutzige Feilschen: In ihren Beitrag liess sie auch Ergebnisse des engagierten Umweltjournalisten Yusuf Yavuz einfliessen. 


Klagerückzug sichert eigene Existenz?


Die Journalistin, welche sich schon eingehender mit Cirali befasst hat, schildert nochmals die verquickte Geschichte der verschiedenen Umzonungen und fragt natürlich nach dem Sinne und auch der Rechtmässigkeit. Zum Schlusse erwähnt sie, dass die Stille in Cirali damit zu erklären sein, dass inzwischen hinter geschlossenen Türen verhandelt werde. Das Motto: Du ziehst die Klage gegen die Sportanlage zurück und wir verzichten auf den Abbruch deiner Pension. Sollte dem so sein, wäre dies ein Skandal und  die gesamte Argumentation, mit welcher die Ministerien bisher operierten, eine Farce.. Noch nicht bestätigt ist die Meldung, dass innert Monatsfrist drei weitere Pensionen geleert und zurückgebaut  werden müssen.


Das alles zum Schutze des Waldes?
Für Aussenstehende ist inhaltlich nicht nachzuvollziehen, nach welchen Prioritäten die zuständigen Behörden vorgehen. Im Vordergrund stehen die Waldparagraphen. Demnach werden nun zum Schutze des Waldes Räumungs- und Abbruchbescheide erlassen. Pikant: Die geplante - und wegen massiver Proteste gestoppte - Vermietung von 18 000 Quadratmeter für eine touristisch geprägte Freizeitanlage und Park befinden sich ebenfalls grundbuchmässig im Wald. Was also hier hätte umgesetzt werden sollen, wird andernorts abgebrochen, obwohl jene Bertriebe insbesondere im Bereiche Artenschutz keinerlei negative Auswirkungen haben, was man vom geplanten Sport- und Freizeitpark nicht sagen kann.

Also muss man sich "den Wald" mal genauer anschauen. 

Die Markierungen umfassen lediglich Bäume. Das als Wald eingezonte Gebiet
 geht noch viel tiefer ins Hinterland

Im gelb markierten vorderen Teil, wo offenbar erneut Räumungsbefehle erlassen wurden, handelt es sich um einen Dünenwald. Die sich dort befindlichen Pensionen wurden in einer Phase der 2b-Wald Diskussionen erstellt, während der man nie sicher sein konnte, was bei diesen Verhandlungen wirklich rauskommen würde. Hier findet sich ein recht dichter Baumbestand, wobei "der Wald" vor allem in der von der Strasse zum Meer hingehenden Düne zu finden ist. Darin gibt es keinerlei Bebauung. 
Anders sieht es weiter nördlich aus. Dort finden sich nur noch vereinzelte Bäume, Dünen sind allenfalls noch als Flachdünen zu erkennen. Da die Strasse hier weiter vom Meer zurückliegt, haben findige Köpfe die meerseitigern Flächen mit Bäumen zu bepflanzen begonnen. um dann schliesslich nach und nach hier ihre Pensionen zu errichten. So sind in den letzten Jahren eine Reihe von Hotels und Pensionen direkt in Meeresnähe mit Anschluss an den Legestrand entstanden. Dies gilt nicht für die Betriebe im gelben Bereich, da diese hinter der Düne liegen.

Waldschutz ja - und wie steht es mit dem Schutz der Meeresschildkröten?
Gehen wir positiv denkend an diese Frage heran. Wald - und vor allem dieser Baumbestand -  verdient es, geschützt zu werden. Allerdings kommt diese Einsicht 20 Jahre zu spät, denn vor allem im oberen Bereiche kann man nur noch von einzelnen Bäumen sprechen. Der Waldgürtel im unteren Bereich ist in keiner Art und Weise gefährdet, da für eine intensivere Nutzung zuerst die Düne geschliffen werden müsste, woran niemand ein Interesse hat. 
Diese Form des Tourismus hat es mit sich gebracht, dass den Meeresschildkröten sowohl durch die Touristen, wie auch von Seiten der an Tourismus interessierten Bevölkerung eine recht hohe Beachtung zukam. Indem nun offensichtlich Bestrebungen da sind, das jetzige Tourismusziel Cirali aufzulösen, entsteht ein Vakuum. Niemand, aber niemand geht davon aus, dass diese Bucht während der kommenden 20 Jahre als "Wald" und allenfalls Picknickplatz existieren wird. Da stehen schon zu viele interessierte Investoren in der Reihe, wie man gerade an diesem Streit erneut erkennen konnte.

Verlust von Touristen = Zerfall der Schutzstrukturen für die Meeresschildkröten

Indem das heutige Tourismussegment von Cirali abgeschnitten wird, gibt es logischerweise auch keinen Grund mehr, an diesem Strande aktiv Artenschutz zu betreiben. Wofür denn? Es wäre eine Frage von wenigen Jahren, in denen dieser Strand von herrenlosen Tieren bevölkert würde, welche man hier aussetzt und damit erledigt  sich das für Investoren leidige Thema Meeresschildkröten von selbst , denn sie sind ein begehrtes Spielzeug und auch Opfer von Hunderudeln. Wohl entkommen die grossen Meeresschildkröten (welche ihre Extremitäten nicht unter den Schild einziehen können), letztlich schwerverletzt ihren Peinigern und krepieren dann anschliessend elendiglich im Meer.

Zu diesem Thema hat man bisher von den zuständigen Behörden keinerlei Erklärungen gehört. Man will offensichtlich nicht über die Meeresschildkröten sprechen. Dabei wäre ja zu fragen: Was wurde von Seiten des Staates bisher für den aktiven Schutz des Strandes von Cirali unternommen, in welcher Form wurde die Kooperative, welche sich federführend darum kümmert, bisher unterstützt? Was ist die "Vision Cirali" nach einem Abbruch der Pensionen, oder geht es jetzt einfach mal darum, abzureissen und dann meistbietend neu zu verkaufen? So lange zu dieser Frage keine Stellung genommen wird, werden die Vorwürfe in Richtung Spekulation des Staates durch Enteignung und Neuverkauf kaum verstummen.
Am 3. Juni wird es erneut eine Begehung durch Behörden in Cirali geben. 

Daneben gerade aktuell zum Thema Artenschutz in der Türkei:


2. In Kaş wurde letztes Jahr auf internationalen Druck hin ein skandalöser Meereskäfig , in welchem Delphine für ihren Einsatz in Delphinarien vorbereitet wurden, geschlossen. PR-trächtig hiess es, sowas werde nie mehr in Betrieb gehen. Gefehlt: Derzeit protestiert eine englische Gruppe massivst gegen die Inbetriebnahme als Delphinarium. Den Bildern ist nichts mehr hinzuzufügen.

3. Auch in Anamur, Strand mit der türkeiweit höchsten Gelegedichte und über 800 Gelegen jährlich, sucht man vergeblich nach einem Schutzkonzept. Dafür lässt sich sonst so Einiges festhalten, was sich zu Beginn der Legesaison alles tut.

4. Neueste Meldung aus Bodrum. Dort wurde letztes Jahr der "Delphinpark", wohl besser ausgedrückt, Gitterkäfig geschlossen, quasi endgültig. Neu ist zu lesen: Delphine aus der Ukraine sind eingetroffen!













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