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Deutschland: Türkei aus anderer Perspektive

Der Einsatz der Patriot-Stellungen mit Soldaten der Bundeswehr in der Türkei bringt eine neue Türkei-Berichterstattung mit sich. Das Land rückt etwas mehr in den Vordergrund, der Fokus wird feiner eingestellt. Das ist auch gut so und hat hoffentlich Bestand, denn dies wird dazu beitragen, dass  verschiedene innenpolitische Themen hoffentlich etwas differenzierter betrachtet werden.

Deutsche Soldaten unter Begleitschutz
Gleich mit ihrer Ankunft haben deutsche Soldaten die Erfahrung machen müssen, dass ihr Einsatz möglicherweise gar nicht gewünscht ist. Eine Gruppe Demonstranten, Angehörige der Kommunistischen Partei der Türkei (TKP) hat ihnen das zu verstehen gegeben,
stülpte einem Soldaten einen Sack mit Pulver über den Kopf, verbrannte Nato-Fahnen und konnte erst durch türkische Sicherheitskräfte zurückgebunden werden. Gerufen wurden Slogans wie: "Ihr werdet euch hier nicht frei  bewegen können". "Lasst unsere Frauen in Ruhe." usw. 
Die Sache mit dem Sack über dem Kopf will erklärt sein: Amerikanische Soldaten nahmen vor zwei Jahren im irakischen Grenzgebiet türkische (Geheimdienst?) Angehörige fest und transportierten sie ab. Ihnen wurden Säcke über den Kopf gestülpt, was zu einem medialen und politischen Aufschrei führte. Nach heftigen Protesten der türkischen Regierung wurde es plötzlich beiderseitg ruhig und man hat über die Hintergründe dieser Mission  nichts mehr gehört. 
Es handelt sich also beim Übergriff auf die Deutschen um einen symbolischen Akt mit einer Vorgeschichte. 

Latente West-Feindlichkeit
Obwohl da eine kleine Gruppe aktiv war, ist in weiten Bevölkerungskreisen dieses Misstrauen gegen den Westen, insbesondere USA und Nato zu beobachten. Das beginnt bei radikal linken Gruppierungen wie der DHKP-C  (welche übrigens auch in Deutschland aktiv ist!!), geht über stramm nationale Rechtsgruppierungen und wird auch immer wieder durch die größte Oppositionspartei (Anti-Imperialismus als Grundlosung) und je nach Bedarf auch durch die AKP selbst, also die Regierungspartei, geschürt.
Deswegen reichen geringfügige Vorfälle oder Themen, um diese Anti-West-Karte zu spielen. Reaktionen sind dann: Flächen deckende Boykottaufrufe (z. B. gegen französische Produkte nach Armenierdiskussion,) von denen aber zwei Wochen später niemand mehr spricht, "Imperialisten" sind schuld, wenn im Inland wirtschaftlich etwas nicht nach Wunsch läuft; die Nato ist wegen ihrer Passivität im Syrienkonflikt dafür verantwortlich, dass sich der türkische Außenhandel nicht wunschgemäß entwickelt etc. etc. (wobei nicht erwähnt wird, dass sich die Türkei mit ihrer frühen massiven Unterstützung der syrischen Opposition total verspekuliert hat).

Wie und wo sieht sich denn die Türkei?
Diese Frage wird hoffentlich in den kommenden Monaten etwas mehr ins Zentrum rücken.
Nato-Mitglied, welches auf Grund der geographischen Lage einen Sonderstatus beansprucht. Dies ließ sich bisher auch im Umgang mit den USA sagen, wobei letztere bezüglich konkreter Projekte in der Türkei vorsichtiger geworden sind.

EU-Kandidat im Dauerwartestand: Da die EU seit 2005 nicht in der Lage ist, in Sachen Türkei verbindliche Antworten zu geben, ist auch dieses Thema recht aufgeheizt. Der EU geht es weniger um die Türkei als Land, sondern um den Wirtschaftsmarkt, welcher weiteres Wachstum garantieren würde. Die Türkei weiß das und kann deswegen am Verhandlungstisch hoch pokern.

Die Religionskarte: Im Inland unübersehbar im politischen und gesellschaftlichen Alltag, insbesondere auch bei Pressekonferenzen von Regierungsvertretern. Die Sprache der Politiker hat sich in den letzten vier Jahren deutlich in Richtung religiöse Aussagen gewandelt. Daraus resultiert gesellschaftlich: Ein guter Moslem "muss" diese Regierung unterstützen. Sonntags-Wahlumfragen sehen die AKP derzeit bei 53 %...

Wirtschaft: Wer das rasante Wachstum der letzten Jahre, vor allem aber die "neuen Reichen" betrachtet, der wird schnell erkennen, dass sich hier ein extrem kapitalistisches System ohne jegliche Soziale Verantwortung etabliert hat, welches nicht einfach von dem lebt, was produziert wird, sondern vor allem auch von dem, was sich in der Türkei Gewinn bringend verscherbeln lässt. Im Gegensatz zur Produktion sind diese Ausverkäufe einmalige Einnahmequellen. Es ist klar, dass Unternehmer und Großkonzerne gegen diese Goldgräber-Stimmung nichts einzuwenden haben.

Kritik von außen: Steht jedoch die Türkei selbst international  auf dem Prüfstand, sind sich meist alle Parteien einig: Die Türkei ist einmalig, modern und mit demokratisch am weitesten entwickelten Strukturen in der Nahost-Nordafrika-Zone, hat eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorbildsfunktion. Es steht niemandem zu, dieses System in Frage zu stellen und wer es doch tut, ist Imperialist und tut dies in der Absicht, die Türkei zu zerstören...

"Die Türkei"
Hier lässt die Regierungspartei derzeit nichts aus, ein Idealbild zu zeichnen, welches mit der historischen Realität sehr wenig zu tun hat. Serienfilme mit hohen Zuschauerquoten werden kritisiert und letztlich abgesetzt, weil sie das "Bild der Osmanen" verzerren, immer wieder neue "Erkenntnisse", welche türkische Geschichte dokumentieren sollen, wo es noch gar keine Türkei gab usw. Parallel dazu gibt es immer mehr selbst ernannte Hüter dieses Gedankens, welche dann auch aus türkischer Sicht über das Ziel hinaus schießen. Kürzlich machte eine LEGO-Geschichte die Runde. Sie ist in diesem Umfeld einzureihen und zeigt, wie oberflächlich das alles ist. Rassismusvorwurf, und Beleidigung der Religion, weil in diesem Spiel das Palast-Dach demjenigen der Hagia-Sophia gleichen soll, diese wird als Moschee definiert, ist aber ein Bauwerk der christlichen Epoche...

Zusammengefasst: Seit 10 Jahren versuchen Oppositionsparteien, Militär, Richter. Universitätsrektoren, diese Regierung zurückzubinden. Da weniger Visionen für die Zukunft, sondern alte System-Ideologien im Zentrum standen, ist das klar gescheitert.  Herausgekommen ist, dass die Regierung alle in die Schranken gewiesen hat und nun selbst ihre Macht in alle Lebensbereiche ausdehnt. Dies führt innenpolitisch zwar weiterhin zu harten Diskussionen. Mangels tragfähiger Konzepte der Opposition, sind kleinere Gruppierungen  und Initiativen regional im Aufwind. Sie werden jedoch national keine Bedeutung erlangen, solange das Land nicht in eine Wirtschaftskrise stürzt.

Das Prinzip Sonderfall
Damit lässt sich die derzeitige Situation wohl am Besten beschreiben. Es gibt kaum ein Thema, zu welchem diese Sonderposition nicht beansprucht wird. 
- Demokratie- Christenclub-Karte, wenn es um die EU geht, 
- Verteidigung der nationalen Einheit als nationale Aufgabe, wenn Forderungen von außen nach Presse- und Meinungsfreiheit gestellt werden.
- Türken-Karte für alle Länder in denen türkisch stämmige Bürger oder Volksgruppen leben. Lieblingsthema von Erdogan auf Auslandbesuch. Da besteht auch noch der Traum vom osmanischen Reich...
-Das Wirtschaftserfolgsmodell, (welches jedoch noch immer mit Milliarden am Finanztropf der internationalen Gemeinschaft hängt) mit welchem man unter die 10 wichtigsten Wirtschaftsnationen vorstoßen will.
- Der Nato-Bündnisfall: Schutz vor einem Angriff Syriens, an welchen in der Türkei niemand glaubt, aber jetzt, da die Nato mit dabei ist, sich ein derartiges Risko erhöht, die außenpolitischen Spannungen auch mit dem Iran und Russland zunehmen werden. Eine Mehrheit der Türken will, dass sich die Türkei völlig aus dem Konflikt heraushält.

Deswegen entstehen Vorfälle, wie sie die Deutschen in Iskenderun  erleben mussten. Denn: Gelingt es, ideologisch noch so verdreht, sich als Beschützer der Türkei aufzuspielen, werden Reflexe abgerufen, ist kurzfristiger Zulauf gesichert.. Gesprochen wird dann bei uns von Mob, oder Lynchversuchen, Selbstjustiz usw. 

In Wirklichkeit ist dies türkischer Alltag: Eine recht explosive Mischung aus verschiedensten Ideologien, welche aus dem türkischen Alltag und der Presse nicht wegzudenken sind. Jeder Politiker, jeder Journalist bedient sich dieser Methoden, wie man dann in den Massenblättern feststellen kann - mit Erfolg. 

Vor diesem Hintergrund sind die Erlebnisse der Bundeswehrsoldaten zu sehen. Ob den Demonstranten bewusst war, dass es Deutsche waren, lassen wir offen. Amerikaner, Nato, Fremde... das reicht. Übrigens: 26 Demonstranten wurden verhaftet. Vielleicht hört man noch, was mit ihnen geschieht.

Kommentare

  1. Guten Abend, Herr Helbling.
    Tja, was haben wir doch in den letzten Jahren schon hier darüber diskutiert. Und Sie wollten es damals nicht für wahr halten, diese Entwicklung in der Türkei, die Re-Islamisierung/Durchdringung in Politik und Gesellschaft.

    Nun, Sie haben es so langsam dann doch begriffen (es begreifen müssen !), und ich denke, das dies auch zum Ihrem Schritt
    (Verlassen der Türkei) mit beigetragen hat.

    Oder, wie es ein User im T-Forum treffend beschreibt:

    "Meine in Istanbul lebende Freundin berichtet mir ständig von Veränderungen, z.B. vom Alkoholverbot in Üsküdar. Wie schrieb sie mir vor kurzem: " Die Türkei war immer schon konservativ, der Iran ist viel moderner, dort wurde die islamstische Diktatur aufgezwungen, HIER WIRD SIE GEWÄHLT !."
    Schon erschreckend.... aber das ist Demokratie

    http://tuerkei-touri-treff.de/Forum/index.php/topic,18342.msg153028/topicseen.html#msg153028

    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Gattin noch
    eine gute Zeit in Sachsen-Anhalt.

    nixisfix

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  2. Wie auch in den von Ihnen erwähnten früheren Diskussionen machen Sie es sich meiner Meinung nach etwas zu einfach, indem Sie wieder einmal "die Türkei" pauschalisierend mit der Islamismus-Keule bewerten. Das ist etwa so, wie wenn ich Sie für die Politik Merkels (auch demokratisch gewählt) verantwortlich machen würde. Wie steht es denn in Deutschland mit der Durchdringung von Religion und Politik?
    Wenn Sie meine Beiträge weiterhin aufmerksam gelesen haben, merken Sie, dass ich weniger gegen die Islamisierung, vielmehr gegen den zunehmenden primitiven Populismus und einen Rutsch nach Rechts schreibe. Diesbezüglich haben sich die Dinge in den letzten drei Jahren massiv zu ändern begonnen - also lange NACH unseren Islamdiskussionen. Denn: Dass in einem muslimischen Land der Islam natürlich auch eine Rolle spielt, ist nachvollziehbar.

    Damit wären wir bei den von Ihnen erwähnten Konsequenzen meinerseits. Diese waren, geordnet nach Priorotät:

    1. Entscheid mittelfristige Zukunftsplanung unter Einbezug unseres Alters
    2. Zunehmende Willkür in der türkischen Gesetzgebung, was solide, mittelfristige Planung verhindert. Da wir selbst in mehreren solchen Projekten engagiert waren, stellte sich die Frage nach Aufwand und Ertrag. (Das hat mit Islamismus gar nichts zu tun)
    3. Ruck nach rechts ins national(istisch)-populistische Lager dieser Regierung. Das könnte während der kommenden Jahre auch für Ausländer ein Problem werden. Dieser Punkt wäre wohl in den kommenden Jahren ganz nach oben gerutscht.

    DAS waren die Kernpunkte und die von Ihnen genannte Islamisierung beispielsweise spielte im Dorf oder in der Stadt eine völlig untergeordnete Rolle.

    Ich persönlich würde mir wünschen, dass die internationale Gemeinschaft die Türkei weniger hysterisch in Sachen Islamismus rastern würde, dafür das Augenmerk auf Frage richten würde: Inwiefern funktioniert der türkische Staat nach den selbst vorgegebenen demokratischen Leitlinien, in den dafür vorgesehenen Gremien? Deutlicher: Lässt man es aus wirtschftlichen Überlegungen zu, dass sich hier eine Partei mit ihrem Chef auf ein Verwaltungsmodell zubewegt, welches in etwa dem Vorstand des Gartenbauvereins XY zu vergleichen ist. Der Präsident ordnet an, die andern machen.... DAS ist für mich die zentrale Frage bezüglich der Türkei.

    Noch zum Iran und aufgezwungene Diktatur: Wer hat denn den Schah in die Wüste geschickt? Der Aufstand einiger Weniger? Wobei ich mit Ihnen der Meinung bin, dass das ein katastrophales Regime ist, aber das wiederum hat mit der Türkei nichts zu tun, denn da sind die wirtschaftlichen Verhältnisse etc. völlig anders und ohne eine boomende Wirtschaft ist diese Regierung ganz schnell ihren Job los.. Deswegen erübrigt sich meiner Meinung nach ein Vergleich.

    ..und danke für die Wünsche :-))
    Walter Helbling

    AntwortenLöschen
  3. ...und genau wie damals gehen Sie auf die entscheidenden Punkte nicht ein,Herr Helbling, sondern versuchen wieder, zu relativieren.

    "...dort wurde die islamistische Diktatur aufgezwungen, HIER WIRD SIE GEWÄHLT !."

    Diese Diktatur hat sich NACH dem Sturz des Schahs entwickelt, bzw, wurde aufgezwungen,
    in der Türkei wird eine Partei (und ein Parteichef), die das Land offensichtlich in Richtung
    Diktatur zu steuern versuchen, sogar GEWÄHLT. Warum ? Zum Teil sind es eben die
    islamisch orientierten Bevölkerungsteile, zum Teil wird es, für eine fragwürde, wirtschaftliche
    Vorwärtsentwicklung und Verbesserung der Lebensverhältnisse (für viele, nicht für alle)
    bewußt in Kauf genommen. Und der Wunsch nach einem "starken Mann" ist sowieso
    in der türkischen Bevölkerung durch den über jahrzehnte eingetrichterten Nationalismus
    immer vorhanden.

    Wollen Sie ernsthaft die Islamisierungspolitik eines Erdogan mit der Polilik (mir ist nicht bekannt, das sich Frau Merkel
    oder die CDU für einen größeren Einfluss des Christentums af Politik oder Gesellschaft starkmachen, klären Sie mich auf,wenn Sie da andere Argumente haben) von Fraz Merkel vergleichen ? Ich bitte Sie....

    "Dass in einem muslimischen Land der Islam natürlich auch eine Rolle spielt, ist nachvollziehbar."

    Richtig. Eine ROLLE. Wie hat sich diese ROLLE in den letzten 4-6 Jahren verändert ? Aha.

    "Damit wären wir bei den von Ihnen erwähnten Konsequenzen meinerseits. Diese waren, geordnet nach Priorotät..."

    Was hatte ich geschrieben ?

    "und ich denke, das dies auch zum Ihrem Schritt
    (Verlassen der Türkei) MIT BEIGETRAGEN hat."

    Von ausschliesslich oder grundsätzlich war nicht die Rede.

    Zu 2. und 3. :

    Das Probleme der Türkei ist die immer stärker werdende, krude Mischung von übersteigertem Nationalismus,
    in der Symbiose mit einer religiös-politischen Ideologie, dem Islam.

    "...genannte Islamisierung beispielsweise spielte im Dorf oder in der Stadt eine völlig untergeordnete Rolle. "

    In Ihrem Dorf ? In Anamur ? Das wollen Sie wirklich als Maßstab für die Türkei heranziehen, Herr Helbling?

    Ich bitte Sie...

    Was die "internationale Gemeinschaft" angeht: Die beobachet die Entwicklung in der Türkei nicht
    hysterisch, sondern zumeist ziemlich objektiv und sachlich. Allerdings mögen Dinge, die für Sie
    ( aus Ihrem Bezug zu diesem Land) nicht sehr von Belang sind, für die westl., internationale
    Gemeinschaft sehr deutliche Signale für DEN WEG der Türkei, hin zu immer mehr Einfluss
    von Religion, hin zu einem Präsidialsystem a la Putin, weg von der Presse- und
    Meinungsfreiheit sehr wichtig sein.

    "Lässt man es aus wirtschftlichen Überlegungen zu, dass sich hier eine Partei mit ihrem Chef auf ein Verwaltungsmodell zubewegt, welches in etwa dem Vorstand des Gartenbauvereins XY zu vergleichen ist."

    Schöne Formulierung, mit dem Gartenbauverein. Zulassen ? Wie sollte der Westen das denn verhindern,
    zumal offensichtlich die Mehrheit der Bevölkerung in der Türkei dies per Wahlmeinung so will. , bzw.
    billigend in Kauf nimmt ? Für eine "boomende Wirtschaft" , die eigentlich auf einer Rundum-Privatisierung
    staatlichen Eigentums finanziert wird ? Sollte Mercedes keine Autos mehr in die Türkei liefern ???

    Abschliessend:

    Es gibt im Islam keine Trennung von Religion und Staat/Politik, es ist nicht vorgesehen.
    In JEDEM Land (z.B. auch langsam in Indonesien wieder), in dem der Islam an Macht
    und Einfluss gewinnt, ist das mit der Einschränkung der persönlichen Freiheiten der
    Menschen verbunden.

    Nennen Sie mir EIN solches Land, wo das nicht so ist, bzw. wo
    es ähnliche pers. Freiheiten (nach westl. Standard) gibt,
    und begründen Sie das bitte.

    Ich bin gespannt....

    Schönen Tag noch, Herr Helbling.

    AntwortenLöschen
  4. Schade, dass sich Ihr Bild von der Türkei seit Jahren beinahe ausschliesslich auf den religiösen Aspekt und eine von Ihnen befürchtete radikale Islamisierung aufbaut. Es ist natürlich Ihr Entscheid, dies weiterhin so zu handhaben. Allerdings sollten Sie es unterlassen, einen Entscheid, wie den Meinigen, als Beleg für die Richtigkeit Ihrer sehr einseitigen Türkei-Islam-Wahrnehmung zu vereinnahmen.
    Bemerkenswert ist sicherlich Ihre Vehemenz, mit welcher Sie gegen den Islam als scheinbar DIE Bedrohung schlechthin zu Felde ziehen.
    z.B:"Nennen Sie mir EIN solches Land, wo das nicht so ist, bzw. wo
    es ähnliche pers. Freiheiten (nach westl. Standard) gibt,
    und begründen Sie das bitte." Ich kann Sie beruhigen. Ich habe mich an vielen Orten der Tüerkei bewegt, alleine und mit Türken und sie werden es nicht glauben, ich konnte mich frei bewegen, überall hin, wo ich mich in Europa auch bewegen konnte. Aber drehen Sie Ihre Frage bitte um: Gibt es in der christlichen Welt EIN Land, wo es ähnliche persönliche Freiheiten (nach östlichem Standard) gibt?


    Deswegen nochmals zu Europa und zur Kirche: Wo bitte wäre die Kirche heute ohne Staatsverträge (staatliche Steuereintreiber, staatliche Besitzstandgarantie an Objekten und Personal, Schulgelder für religiöse Institute und Schulen,und der staatliche Umgang damit, wenn etwas schief läuft..wie wir in den letzten Jahren erleben durften...) So klar ist das überhaupt nicht mit der Trennung von Staat und Kirche: Kirche und Staat haben sich seit Jahrhunderten sehr gut und eng arrangiert....

    Dann noch was zur Demokratie: Deutschland wählt völlig demokratisch Regierungen, welche innert 12 Jahren die Reallöhne um 10% runterfahren, die Umwandlung von Flächen-Arbeitsverträgen in 400-€ Jobs etc. zulässt und dies mit dem Resultat, dass absehbar für grosse Bevölkerungsgruppen die Altersrenten in Zukunft nicht mehr reichen werden. Alles demokratisch.

    Ich stimme Ihnen in einem Punkte zu: Überhitztes Wachstum auf Pump und durch Verkauf des Tafelsilbers. Ein Thema, welches im Projektörchen immer wieder beleuchtet wurde. Und sehen Sie - das ist eine politisch-wirtschaftliche Frage und hat mit Islamismus gar nichts zu tun - vielleicht eher Tatcherismus....?

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  5. "z.B:"Nennen Sie mir EIN solches Land, wo das nicht so ist, bzw. wo
    es ähnliche pers. Freiheiten (nach westl. Standard) gibt,
    und begründen Sie das bitte." Ich kann Sie beruhigen. Ich habe mich an vielen Orten der Tüerkei bewegt, alleine und mit Türken und sie werden es nicht glauben, ich konnte mich frei bewegen, überall hin, wo ich mich in Europa auch bewegen konnte. Aber drehen Sie Ihre Frage bitte um: Gibt es in der christlichen Welt EIN Land, wo es ähnliche persönliche Freiheiten (nach östlichem Standard) gibt?"

    Sagen Sie mal, Herr Helbling, wollen Sie uns hier verarschen?
    Lesen Sie Ihren Text noch einmal, dann erkennen Sie den
    Unsinn, den Sie ga geschrieben haben. Eine kleine Hilfe:
    In faktisch jedem Christlich/westlich geprägten Land
    gibt es MEHR persönliche Freiheiten, als das bloße
    "frei bewegen".

    Sie sind natürlich nicht eingegangen/haben wiederlegt...

    1.In JEDEM Land (z.B. auch langsam in Indonesien wieder), in dem der Islam an Macht
    und Einfluss gewinnt, ist das mit der Einschränkung der persönlichen Freiheiten der
    Menschen verbunden.

    Nennen Sie mir EIN solches Land, wo das nicht so ist, bzw. wo
    es ähnliche pers. Freiheiten (nach westl. Standard) gibt,
    und begründen Sie das bitte.

    2."...dort wurde die islamistische Diktatur aufgezwungen, HIER WIRD SIE GEWÄHLT !."

    Diese Diktatur hat sich NACH dem Sturz des Schahs entwickelt, bzw, wurde aufgezwungen,
    in der Türkei wird eine Partei (und ein Parteichef), die das Land offensichtlich in Richtung
    Diktatur zu steuern versuchen, sogar GEWÄHLT.

    3.Wollen Sie ernsthaft die Islamisierungspolitik eines Erdogan mit der Polilik (mir ist nicht bekannt, das sich Frau Merkel
    oder die CDU für einen größeren Einfluss des Christentums af Politik oder Gesellschaft starkmachen, klären Sie mich auf....


    Sie sagen "So klar ist das überhaupt nicht mit der Trennung von Staat und Kirche: Kirche und Staat haben sich seit Jahrhunderten sehr gut und eng arrangiert...."

    Nun, und welchen regelnden Einfluss hat die Religion noch in Europa auf Entscheidungen/Gesetzgebung des Staates, der Gesellschaft, der pers.
    Freiheiten der Bürger ???

    "Deutschland wählt völlig demokratisch Regierungen, welche innert 12 Jahren die Reallöhne um 10% runterfahren, die Umwandlung von Flächen-Arbeitsverträgen in 400-€ Jobs etc. zulässt und dies mit dem Resultat, dass absehbar für grosse Bevölkerungsgruppen die Altersrenten in Zukunft nicht mehr reichen werden. Alles demokratisch. "

    Richtig. Und demokratisch legitiermiert. Und im Rahmen und Reaktion auf die Globalisierung/die Wettbewerbsfähigkeit notwendig. Wie steht Deutschland den
    heute in Europa da, Herr Helbling ? Na ?

    P.S. Wenn Sie mir vorwerfen, ich würde dies ALLES über den Islam deuten, dann kann ich Ihnen nur den Vorwurf machen, das Sie versuchen, MÖGLICHST NICHTS über den
    Islam, der ja auch politische Ideologie ist, zu reflektieren.

    Übrigens...
    ... meines Wissens ist die Türkei ein laizistischer Staat. Wie sieht es da aus, das der Premierminister es als eine seiner Hauptaufgaben sieht, den Bau von Großmoscheen
    zu veranlassen und zu fordern ? Sie wissen, warum das neue Schulgesetzt stark in der Kritik steht, weil man befürchtet, das bes. junge Mädchen darüber über einen Unterricht ZU HAUSE gehalten werden können ???

    Sie sind ein Ignorant, Herr Helbling. Das passt nicht zu einem ausgebildeten Lehrer.

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  6. Ja, lieber nixisfix, es bringt nix.
    Hier ist nicht der Platz, aus einer nicht definierten ich/wir Position heraus bashing zu betreiben und einfach gebetsmühlenartig EINE Message zu verbreiten. Auch diesbezüglich hat sich offenbar in den letzten Jahren nichts geändert. Lassen wir also diesen Discours und verzichten Sie auf weitere Kommentare, weil ich sie sonst löschen werde.

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