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Kath. Kirche: Und sie bewegt sich wieder nicht!!

Nun ist es also offiziell: Die deutsche Bischofskonferenz trennt sich vom Leiter der Studie zur Aufklärung der Missbrauchsfälle, Herrn Pfeiffer. Es wird betont, dass die Studie durch andere Experten weiter geführt werden solle. Dies die momentane Situation und bereits ist das Thema auf die hinteren Zeitungsseiten gerückt. Ein kurzer Aufschrei, mehr nicht.

Wo ist die ernsthafte Analyse, was sich denn nun innerkirchlich seit 2010 substanziell getan hat? Damals ist der Druck auf die kath. Kirche extrem gewachsen, nicht nur in der Öffentlichkeit. Selbst das Justizministerium
fand, der Anspruch der Bistümer, das Thema sexualisierte Gewalt nach den kirchlichen Gesetzen und Gepflogenheiten zu lösen, sei hier nicht mehr gegeben. So war es wohl als Befreiungsschlag zu verstehen, dass man Pfeiffer (schon damals bekannt für seinen offensiven Umgang mit der Presse!!!) mit einer Studie beauftragte.

Mit Bischof Ackermann wurde ein "Missbrauchsbeauftragter" ernannt. Von seinen  Amtsbrüdern, welche in dieser turbulenten Zeit durch zahlreiche unbedachte Äußerungen in den Medien das Image der Kirche zusätzlich beschädigt hatten, unterschied er sich zuerst mal durch seine Jugend und weiter durch einen professionelleren Umgang mit den Medien. Nur, das heißt noch lange nicht, dass sich auch substantiell etwas geändert hat. In erster Linie wurde nämlich nur der Informationsfluss zu diesem Thema kanalisiert. Und sonst?

Die Sprache
Pfeiffer bemängelt die mangelnde Kooperationsbereitschaft einzelner Bistümer und spricht den Verdacht aus, dass Akten vernichtet worden sind. Interessant sind nun die Standardantworten sowohl von Ackermann wie vom Sprecher des Bistums Osnabrück, Herrn Haarmann: "Ich (wir) habe (n) keine Informationen darüber, dass Akten vernichtet wurden." Ein Dementi sieht anders aus, beispielsweise: Es wurden keine Akten vernichtet. Damit aber begibt man sich juristisch auf Glatteis, denn, sollte das Gegenteil bewiesen werden....und genau davon ist auszugehen, denn Pfeiffer mag schon älter sein, aber blöd ist er nicht.

Genau dieses: "Wir haben keine Informationen darüber..",  "..uns liegen keine Hinweise vor" hat die Presse ab  Ende 2009 während mehr als 12 Monaten zu jeder Anfrage in Bezug auf neue Fälle  erhalten und erst, wenn die Beweislage erdrückend war, hat man die Verbrechen auch bestätigt, allerdings fiel diese Aufgabe untergeordneten Chargen wie Schulleitern etc. zu....  Pikant: Es gab auch eine Prioritätenliste der "Abwicklung": Zuerst die uralten und alten Fälle, deren Täter rechtlich nicht mehr belangt werden konnten, oder inzwischen verstorben waren und erst langsam langsam die Fälle, welche laut Strafgesetzbuch noch relevant waren. Täterschutz ging vor Gerrechtigkeit und Verbrechensbekämpfung.

Dasselbe Spiel nun mit Pfeiffer: Seine Vorwürfe werden nicht widerlegt, sondern man hat keine Kenntnis, aber die Tatsache, dass er überhaupt sowas in den Raum stellt, hat offenbar das "Vertrauensverhältnis" zerstört und somit zieht man sich ins Schneckenhaus zurück, bestellt jemanden, der die kirchlichen Sonderbefindlichkeiten besser berücksichtigt. Wer hier neu einsteigt, riskiert, als Gefälligkeitsgutachter abgestempelt zu werden. 

Es geht aber um viel mehr. Pfeiffer ist nur die Spitze. Was hat sich denn sonst noch so getan? 

Pater Mertes
Er hat 2010 den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt und diese ganze Welle ausgelöst, wusste selbst bereits Jahre zuvor, dass da Schlimmes passiert sein musste, und hat sich dann 2010 geoutet.  Er wurde 2011 nach St. Blasien versetzt und ist offensichtlich innerhalb der Kirche eine persona non grata geworden. Dazu ein viel sagendes Interview.


Eliteschule Collegium Josephinum
 Hier 1.02.2012   und HIER!!  am 07.5.2012. Hat sich irgendwas verändert?

März 2012: Bistum Trier (Bischof Ackermann) beschäftigt pädophile Priester weiter
Hier der Beitrag. Ersichtlich wird, wie man sich die neue  "offene Kommunikation" des Bistums auch in Zukunft vorzustellen hat.

Ein Bauernopfer
Die Verurteilung eines Priesters in Braunschweig, eine skandalöse Vorgeschichte. und wieder: Der Mann war schon Jahre zuvor suspekt,... Hätte er sich an das bistümliche "Annäherungsverbot" -Verbot gehalten, wären die Übergriffe 2006 mit Schweigen gedeckelt worden...Es ist nicht der Hinweis Betroffener, welcher zählt, sondern das Motto, Wo kein Kläger, da kein Richter und  zu diesem Thema baut man auf Solidarität im Glauben.....

Ebenfalls eine überraschende Abberufung !! Nicht ganz, denn der Chefermittler hatte anlässlich eines Treffens in Rom die inzwischen hinlänglich bekannte Kultur des Schweigens kritisiert. 
Nur: Offenlegung und fairer Umgang mit Opfern haben ihren Preis, vor allem in den USA. Der ist inzwischen sehr hoch: Missbrauchsskandale kosten Kirchen Milliarden 

Es ließen sich noch viele weitere Vorfälle auflisten. Sie alle zeigen: Es geht weiter wie bisher. Der Verdacht drängt sich auf, dass man 2011 mit diesem Gutachter-Auftrag Zeit gewinnen wollte, um die Defensiv-Dispositive an die neuen Gegebenheiten anzupassen, zu verstärken. Das wars dann..

Als getaufter Katholik werde ich im nächsten Beitrag die besondere institutionelle Situation der Katholischen Kirche im Deutsch sprachigen Raume etwas beleuchten, denn auch das ist letztlich ein Skandal.


Kommentare

  1. Prof.Pfeiffer ist eigentlich hinlänglich bekannt und umstritten. Habe mich von Anfang an gewundert, wie das mit ihm klappen soll.
    http://kreuzknappe.blogspot.de/2013/01/pfeiffer-sie-faseln-setzen-sie-sich.html

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  2. Es geht eigentlich nur am Rande um Pfeiffer. Die andern Entwicklungen, welche ich hier aufgezeigt habe, sind beunruhigender.

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