Heute abend werden wir voraussichtlich Zeugen eines einmaligen Vorgangs in der Bundesrepublik Deutschland. Um 20:15 werden ZDF und ARD ein 15-minütiges, voraus aufgezeichnetes, Gespräch mit dem Bundespräsidenten ausstrahlen. Ab 19:00 soll das Gespräch bereits auf Tagesschau.de abrufbar sein.
Mal völlig losgelöst von Herrn Wulff: Bei einer solchen Ankündigung ausser Programm ist zu erwarten, dass etwas sehr Gewichtiges aus dem Bundespräsidium kundgetan wird. Beispielsweise ein Rücktritt. Dem soll jedoch nicht so sein, liess ARD bereits heute morgen verlauten. Herr Wulff trage sich nicht mit Rücktrittsgedanken. Also wird er zu den Vorgängen der letzten Jahre und vor allem der letzten Woche aus seinem Privatleben Stellung nehmen. Ein einmaliger Vorgang!
Eigenprofilierung durch Instrumentalisierung der Öffentlich Rechtlichen
Die derzeitige Situation für den Bundespräsidenten ist ja alles andere als komfortabel. Nachdem immer mehr kleine Peinlichkeiten an die Öffentlichkeit gedrungen sind, ist es heute so, dass ihm mehr oder weniger aus der ganzen Medienwelt ein eher kalter Wind ins Gesicht bläst. Da auch auch persönliche Anrufe bei verschiedenen Zeitungen diese Entwicklung nicht stoppen konnten, scheint Herr Wulff nun tatsächlich seinen angekündigten Krieg (damals gegen Bild) in die Tat umzusetzen
Er lädt zwei Journalisten von ARD und ZDF
auf heute nachmittag ins Präsidium ein, wo ein 15-minütiges Interview voraufgezeichnet wurde. Sicherlich werden ARD und ZDF betonen, sie hätten schon früher um dieses Interview nachgefragt, das war auch schon verschiedenenorts wie eine Rechtfertigung zu lesen. Dann sollten sie beantworten, WANN sie um dieses Gespräch nachgefragt haben und wie sie sich gefühlt haben, dass sie so lange warten durften... ARD und ZDF sollten ebenfalls darlegen, weshalb sie ausgerechnet jetzt, trotz der zuvor gezeigten kalten Schulter, diesen Termin wahrnehmen und sich damit für eine Profilierungskampagne instrumentalisieren lassen.
auf heute nachmittag ins Präsidium ein, wo ein 15-minütiges Interview voraufgezeichnet wurde. Sicherlich werden ARD und ZDF betonen, sie hätten schon früher um dieses Interview nachgefragt, das war auch schon verschiedenenorts wie eine Rechtfertigung zu lesen. Dann sollten sie beantworten, WANN sie um dieses Gespräch nachgefragt haben und wie sie sich gefühlt haben, dass sie so lange warten durften... ARD und ZDF sollten ebenfalls darlegen, weshalb sie ausgerechnet jetzt, trotz der zuvor gezeigten kalten Schulter, diesen Termin wahrnehmen und sich damit für eine Profilierungskampagne instrumentalisieren lassen.
Ziel: Übertönen der allgemeinen Medienschelte
Darum und nur darum kann es Wulff mit diesem Schritte gehen. Es waren und sind verschiedene Journalisten, welche sich, wie sich zeigt zu Recht, eingehender mit Herrn Wulff beschäftigt haben, den Dialog gesucht haben, stattdessen jedoch Ablehnung und grobe versuchte Einflussnahme auf andern Kanälen erlebt haben. Damit hätten verschiedene durchaus wissenswerte Dinge aus dem Privatleben und den daraus folgenden möglichen Verquickungen im politischen Amt unter dem Deckel gehalten werden sollen. Das hat nicht funktioniert. Nun verwendet er das Gewicht seines Amtes dazu, zur Regelung dieser Privatangelegenheiten 15 Minuten Sendezeit zur Primetime zu kriegen und die beiden Journalisten sind da eher Staffage.
Monolog statt Dialog !
Ein Neuanfang hätte sein können, zu dem Mittel zu greifen, das allen Persönlichkeiten von öffentlichem Interesse offen steht: Die Pressekonferenz. Hier hätte Herr Wulff seine Erklärung vortragen können und sich anschliessend dem üblichen Prozedere, nämlich Journalistenfragen, live stellen können. Stattdessen erhalten wir heute abend eine Konserve geliefert, welche mit grösster Wahrscheinlichkeit nach ihrer Ausstrahlung erst recht zu einem gewaltigen Medienaufstand führen wird. Aber nein: Zu einer Pressekonferenz konnte sich der Bundespräsident nicht aufraffen. Lieber fährt er den grossen Lautsprecher auf, der einfach alles Andere übertönen und die öffentliche Meinung in die ihm genehme Richtung drehen soll.
Wie würden Sie den Job, den Sie heute abliefern, bezeichnen? Öffentlicher Informationsauftrag? ..und wenn es sich um das Zurechtbügeln von privaten Skandälchen und Fehltritten eines hohen Amtsträgers handelt? Ich zitiere reuters: " Mit einem Exklusivinterview für ARD und ZDF will Bundespräsident Christian Wulff Ruhe in die Affäre um seinen privaten Hauskredit und die versuchte Einflussnahme auf Journalisten bringen."
Merken Sie, wie dünn das Eis ist, auf welchem Sie sich hier als öffentlich rechtliche Sendeanstalt bewegen?
Deswegen habe ich eingangs "einmaligen Vorgang" verwendet.Seid ihr da aus eigenen Stücken hingegangen?
Von öffentlich rechtlichem Interesse wäre eigentlich etwas Anderes: Ist ein Politiker mit diesem Umfeld und seinem persönlichen Verhalten der letzten Wochen als Bundespräsident tragbar?
Wie wäre es damit?
Recherche, Rechtsgutachten usw. usw.
Dafür zahlen wir doch Gebühren.
Wie war das mit dem Wert unabhängiger Medien für jede Demokratie?
Ich freue mich bereits jetzt auf diesen Satz! Sicherlich findet Herr Wulff diese Einrichtung als Bundespräsident weiterhin unverzichtbar. Er praktiziert aber heute erneut genau das Gegenteil, indem er offensichtlich die recherchierenden Medien als Feind betrachtet, mit ihnen derzeit nicht zu sprechen bereit ist, dies deutlicher nicht zeigen kann als mit der nun gewählten Form "Kanonen ARD und ZDF aus dem Staatsfuhrpark", welche er für sich und seine privaten Ziele instrumentalisiert.
Auf dieses Feuerwerk darf man gespannt sein - noch viel mehr jedoch auf das Echo, welches zurückdonnern wird.
Dem kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen. Die Öffentlich Rechtlichen sind doch schon lange nur Sprachrohr der Mächtigen. Nur wenige Alibisendungen gibt es, die die Wahrheit verbreiten. Selbst in den täglichen Nachrichten werden nur die Lügen von Politik - ohne kritisches Hinterfragen - wiedergegeben!
AntwortenLöschenHallo guenny
AntwortenLöschenWas mich erstaunt, ist die Tatsache, dass dieser Vorgang offenbar völlig ergeben hingenommen wird. Ich bin gespannt, ob die Rolle ARD/ZDF in dieser Affäre zu einem Thema wird.
Sorry habe meinen Kommentar hier im Blog an "falscher" Stelle abgegeben .
AntwortenLöschenDarum noch einmal hier , hoffentlich nun richtig ;):
In welcher Bananenrepublik habe ich gelebt ?
Nach Sendung des Stellungnahme des Herrn Wulff im Staatsfernsehen folgt ein Melodram im ersten Kanal und eine Quizshow im zweiten .
Anscheinend haben die Politiker und Medien in meiner jetzigen Heimat Türkei tatsaechlich schon EU Standart .
gruss wil
4. Januar 2012 23:03