Direkt zum Hauptbereich

Türkei Çıralı: Zerstörung eines Paradieses

Çıralı liegt in der Nähe von Kemer und ist bekannt für ein einzigartiges Tourismuskonzept, welches in den 90-er Jahren in Zusammenarbeit zwischen WWF und Bevölkerung entwickelt wurde. Mehr dazu hier.

Dieses Konzept hat gegriffen und der kleine Ort erfreut sich grösster Beliebtheit vor allem auch bei deutschsprachigen Urlaubern, welche keinen Rummel möchten. Diese Einzigartigkeit hat dazu geführt, dass viele Urlauber seit Jahren immer wieder an diesen sehr speziellen Ort zurückkehren. Bilder


Aus Çıralı erreichte mich heute folgende Meldung:


ERKLÄRUNG
Das Naturschutzgebiet in ÇIRALI /Türkei, nahe bei Antalya, ist aktuell von Zerstörung bedroht.
Unter Missachtung bestehender Gesetze wurde ein großes Gelände direkt am Strand an einen Privatbesitzer vermietet. Am 27.1.2012 abends wurde versucht mit den Bauarbeiten zu beginnen (Aufstellen von Strommasten) – dies konnte von uns bisher verhindert werden.
Zuerst soll darauf ein Vergnügungs- und Sportkomplex entstehen; doch sind die Weichen ersteinmal gestellt, befürchten wir, dass die schon lange gehegten Pläne, Çıralı in eine Hotelhochburg der Luxusklasse mit Golfanlagen zu verwandeln, in die Tat umgesetzt werden sollen. Schon 1990 war ein Golfplatz geplant; 1997 eine Mülldeponie. Die neuesten Pläne wurden hinter dem Rücken der örtlichen Bevölkerung und der Naturschutzvereine geschmiedet.
Çıralı ist eines der schönsten und auch wichtigsten Naturschutzgebiete der Türkei – es ist an der türkischen Mittelmeerküste der letzte Platz, wo ökologischer Tourismus betrieben wird - was biologische Landwirtschaft und sanfter Tourismus beinhaltet.
Als Naturschutzgebiet unter der gesetzlich höchsten Stufe weltweit ausgewiesen ist es aufgrund
1. der Riesen-Wasserschildkröte Caretta Caretta, die unter Naturschutz steht. Jährlich werden in über 100 Nestern jeweils ca 80 Eier abgelegt – die Eiablage und das Schlupfen werden vom WWF überwacht
2. der historischen Stätte Olympos
3. der „Ewigen Feuer Yanartaş (Chiemera)“, die durch unterirdischen Gasaustritt seit Jahrtausenden brennenden Feuer.
Die jetzige Planung umfasst 2 große Flächen, eine mit insgesamt 18.297 m² für den Vergnügungs- und Picknickplatz , die andere mit 20.000 m² für den Sportkomplex (Tennis-, Fußball-, Volleyballplatz etc). Beide liegen nebeneinander im Naturschutzgebiet und grenzen direkt an den Strand von Çıralı, wo die Caretta Caretta ihre Eier ablegt und auch seltene Pflanzen wachsen.
Vermietet wird das Gelände vom staatlichen Forstministerium und stützt sich auf ein Gesetz vom 28.7.1985 (Staatsanzeiger Nr 18825). Es besagt, dass Gelände für die Interessen der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden können. Aufgrund von missbräuchlicher Anwendung dieses Gesetzes wurde es aber am 3.8.2005 (& 2005/9264) vom Ministerrat aufgehoben. Der Mietvertrag stützt sich also auf ein Gesetz, welches seit 7 Jahren nicht mehr gültig ist.
Das Forstministerium Antalya hat das Gelände an einen Sportclub vermietet. Dieser Sportclub hat die Fläche für lächerliche 5000 TL/Monat (sowohl die Grundstücks- als auch die Mietpreise sind in Çıralı sehr teuer) für 10 Jahre an einen Dritten vermietet, an einen Hotelbesitzer.
Diese Vermietung an Dritte widerspricht der Vereinbarung des Sportclubgesetzes vom 16.6.2004, welches besagt, dass eine Weitervermietung an Dritte nicht zulässig ist.
Eine weitere Schwierigkeit kommt auf uns zu: seit August 2011 wurde die Zuständigkeit für Naturschutzgebiete vom Ministerium für Kultur und Tourismus auf das Ministerium für Umwelt und Städteplanung übertragen, was bedeutet, dass Gesetzesänderungen anstehen.
Bei der ganzen Vorgehensweise werden nicht nur Gesetze gebrochen, sondern es wird auch versucht, eine der letzten Ecken unberührter Natur zu zerstören!
Wir fordern:
1. Rücknahme der Vermietung
2. Rücknahme der Baugenehmigungen
3. Rücknahme der Planung eines Erholungs- und Vergnügungskomplexes
4. Überprüfung der Sachlage vor Ort durch einen offiziellen Sachverständigen
5. zukünftige Planungen, was Veränderungen in der Struktur von Çıralı betrifft, müssen mit der örtlichen Bevölkerung, dem Dorfvorsteher und den Umweltschutzvereinen abgesprochen werden
6. gesetzliche Schritte einzuleiten gegen die Verantwortlichen, die diesen Genehmigungen zugestimmt haben
7. Einhaltung der Gesetze zum Naturschutz; eine endgültige Regelung für Çıralı muss getroffen werden.
IN DEN LETZTEN JAHREN HABEN WIR DEN BAU DER GOLFPLÄTZE UND DES MÜLLPLATZES VERHINDERT;
WIR WERDEN AUCH DIESES MAL DAS BAUVORHABEN MIT INTERNATIONALER HILFE VERHINDERN.
Die Unterzeichnenden:
- Gemeindevorstands, des Umweltschutzvereins und der Landwirtschaftskooperative von ULUPINAR /CIRALI
- Plattform von ANTALYA, ISPARTA, BURDUR, DENIZLI und KAŞ
Telefonnummer: 00 90 5 33 771 41 57
Aktuelle Neuigkeiten bei Facebook: Antalya Isparta Burdur Denizli Kas Platformu; Unterpunkt: Baska Cirali yok
Petition zum Ausfüllen und Abschicken: http://www.dilekceonline.com/cirali
Ad/Vorname; Soyad/Nachname; Sehir/Stadt; Ülke/Land; E-posta adresi/e-mail Adresse/
Imzaniz gösterilsin mi? Willst du deinen Namen veröffentlicht sehen: Evet/ja; Hayir/nein
Bei „nein“ taucht der Name nicht in der Liste auf.

Anzufügen ist: Nach Unterzeichnung kommt eine Mail, auf welcher man auf türkisch zur Bestätigung aufgefordert wird. Es gilt dann, den zweiten Link anzuklicken. 

Gefordert sind hier nicht einfach die nationalen Umweltorganisationen, sondern nun endlich mal die grossen Tierschutz- und Umweltverbände aus dem Ausland. Es ist eine Tatsache, dass die Türkei wesentliche internationale Arten- und Landschaftsschutzprotokolle unterzeichnet hat, sich auch immer Mitglied dieser Organisationen nennt, und gerade in diesem Beispiel erneut aufzeigt, dass diese Abmachungen nicht eingehalten werden.

Besonders angesprochen müssten die Organe der Berner Konvention und der Barcelona Konvention sowie die grossen Artenschutzkommissionen IUCN und Sea turtle org sein.

Nachtrag: Seit heute mittag gilt ein vorläufiger Baustopp, so lange, bis letzte juristische Fragen geklärt sind!  Ein Etappensieg für die Leute vor Ort, welche in den letzten Tagen gegen dieses Projekt demonstriert haben! 17.02.2012 19 Uhr

Kommentare

  1. Guten Tag Walter,

    ich bin Deinem Aufruf gern gefolgt und habe eine entsprechende E-Mail mit Namensnennung abgesandt.

    Herzliche Grüße aus Wiesbaden

    Eberhard Tiefenstädter

    AntwortenLöschen
  2. Vielen Dank Hardy

    Toll, wenn sich viele Menschen, welche den Ort möglicherweise sogar kennen, etwas ins Zeug legen.

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Walter,

    eines der letzten Paradiese für Tiere und Menschen werde ich gerne mit meinem Protest unterstützen.
    Es braucht dort keine Hotelbettenburgen oder ähnliches!
    Danke für deine Informationen.

    Viele Grüße von Regina

    AntwortenLöschen
  4. Walter.....du hast mir vor Jahren çirali empfohlen...und ich habe mich ein wenig in dieses wunderschöne Fleckchen Erde verliebt.
    Nachhaltiger Tourismus, nette Menschen, Naturschutz, kleine Hotels mit einfachem Standart...das Alles entspricht meinem ganz persönlichen Ideen vom Ferien machen!
    Wir brauchen keinen Luxus mit schrillen Unterhaltungskommandos, dröhnenden Bässen aus der Musikbox, keine überladenden Buffets, keine saufende gröhlende Klientel, keine Jeepsafaris, keine Shows mit Lichtgeflimmer.....der wahre Luxus liegt darin, dass wir hier die Natur, Ruhe und Einheimische kennen lernen dürfen!
    Sie schenken uns immer noch ihre freundliche Aufmerksamkeit, ihre Gastfreundschaft ihre wunderschöne, tolle und fast unberührte Bucht, damit wir die Ferien da verbringen dürfen!
    Bitte an Alle: Unterschreibt und tragt dazu bei, dass diese Einheimischen und die nächste Generation auch noch Arbeit und Verdienst am eigenen Land haben werden!
    Herzlichen Dank

    artemis64

    AntwortenLöschen
  5. An alle, welche schon dort waren. Sicherlich habt ihr auch Adressen von Ferienbekanntschaften aus Cirali. Teilt den Beitrag weiter, damit diese informiert sind. Ansonsten: social networks. In türkischen Medien ist Cirali es inzwischen zum Thema geworden. Aber ob das reichen wird?

    AntwortenLöschen
  6. Auch ich habe soeben " unterschrieben "

    Walter : guter Tipp mit dem 2. Link in der Bestätigungs-Mail

    AntwortenLöschen
  7. Ich würde gerne unterschreiben/unterzeichnen (weiss nicht wie das auf Deutsch heisst) aber finde leider nicht wo.

    Jolanda
    Niederlände

    AntwortenLöschen
  8. Auch ich habe unterzeichnet.

    Für Jolanda:
    Petition zum Ausfüllen und Abschicken: http://www.dilekceonline.com/cirali

    AntwortenLöschen
  9. Hallo Walter,Vielen Dank für die Prompte Reaktion!Ich werde dich heute Abend anrufen!!
    Adnan Eminli

    AntwortenLöschen
  10. Ich werde gerne die Petition unterschreiben, wenn sie mir jemand übersetzen kann! Ich biie um Verständnis daß ich meine Unterschrift nicht unter einen türkischen Text setze, den ich nicht verstehe. Kann jemand eine Übersetzung hier reinstellen? Danke! Beate

    AntwortenLöschen
  11. Hallo Beate

    Im Grunde genommen ist es der Text, den ich oben zitiert habe. Vielleicht müssen wir unseren Freunden aus Cirali etwas Zeit lassen. Möglich, dass diese Petition auch auf Deutsch und vielleicht englisch ins Netz gestellt wird. obald ich Näheres weiss, lasse ich es euch im Projektörchen und via Mail-Verteiler wissen.
    Walter

    AntwortenLöschen
  12. Da steht, dass das schöne Cirali in Gefahr ist, zugebaut zu werden. Dann Sieht es aus wie alle Küstendörfer, die auch mal Schildkrötennester hatten.

    Das ist natürlich etwas breiter ausgewalzt, aber im Kern ist es das, was auch jeder unterschreiben kann. Ich kenne Cirali seit 1987 und habe nirgends so relativ wenig Verlust an Natur und Schönheit gesehen, wie dort. Der Zähler der Unterschriften ist um 50 mgestiegen, seit ich das hier schreibe - die können auch nicht alle Türkisch!
    Und nun mach hin...!
    Ulrich

    AntwortenLöschen
  13. mal schnell die Petition "unterschrieben". Es wäre ein Jammer, wenn Cirali durch eine große neue Anlage um seinen Ursprung gebracht würde. Gerade dieses Unperfekte macht den Reiz der Gegend aus. Ich hoffe, es gibt einen Baustopp.

    Wir waren schon dreimal in Cirali und wenn da große Hotelanlagen stehen, wäre dies ein "NoGo" für uns, nochmal nach Cirali zu fahren.

    AntwortenLöschen
  14. Anke Gemeinhardt16. März 2012 um 18:21

    Habe auch sofort unterschrieben, danke für diesen Beitrag. War gerade für eine Woche Winterurlaub in Cirali - zum ersten Mal. Ich habe mich sofort in diesen Ort verliebt, weil er etwas Besonderes ist, eben weil dort keine großen Touristenanlagen stehen und man tatsächlich mal absolut zur Ruhe kommen und Natur genießen kann. Diesen wunderschönen und geschützten Strand zu bebauen und womöglich noch die Schildkröten damit zu gefährden wäre eine unfassbare Schande.

    AntwortenLöschen
  15. Wir leiten das sofort an alle unsere Freunde weiter. Wir waren letztes Jahr in Cirali und dort findet sich noch einer der wenigen Flecken Erde, in denen die Welt noch in Ordnung ist! Wie kurzsichtig und hirnrissig, toll, dass Sie zu Protesten aufrufen!

    AntwortenLöschen
  16. hikmetferidundemir20. März 2012 um 22:12

    Hallo Walter,
    Danke für diesen Beitrag.
    Natur gehört alle Lebewesen.
    ich habe Dilekçe sofort unterschrieben.
    İch bin dabei.
    Freundschaftlichen Grüssen
    hikmetferidundemir

    AntwortenLöschen
  17. auch ich werde unterschreiben, war schon zwei mal im Cirali und würde den Ort gerne so wiederfinden wie ich ihn in Erinnerung habe: ein kleines Paradies.
    Ute

    AntwortenLöschen
  18. Thanks,
    Cirali has to stay like it is.
    Karaburun beach is so peace- and beautiful.
    Cirali should not become a second Kemer.
    It is the last beautiful/authentic bay in that area, after they start building in Adrassan.
    Maud (Holland)

    AntwortenLöschen
  19. Hallo Walter,
    ich habe Deine Unterstützung und Beiträge erst eben gelesen, vielen herzlichen Dank im Namen der Natur und Menschen aus Cirali.


    Liebe Grüße aus Darmstadt
    Hamide

    AntwortenLöschen
  20. Wir haben im Apri einen wunderschönen Urlaub in Cirali gehabt und würden so gerne im nächsten Jahr wieder kommen .Ich habe daher die Dilekce abgeschickt und hoffe so sehr,dass "unser Paradies" dann und auch für die Zukunft immer noch vorhanden sein wird!Liebe Grüße aus Schleswig-Holstein von Ilse

    AntwortenLöschen
  21. Hallo Walter! Danke für Dein Engagement! Auch wir hatten im April einen wunderschönen Aufenthalt in Olympos - mir kommen die Tränen, wenn ich an Hotelanlagen a la Kemer denke....LG aus Berlin, Britta

    AntwortenLöschen
  22. Lieber Walter, vielen Dank für Dein Engagement. Wir haben die Petition unterschrieben, hoffentlich kann dieses Vorhaben gestoppt werden. Bitte halt uns am Laufenden! Liebe Grüße aus Wien, Margit

    AntwortenLöschen
  23. Nachdem wir gerade unseren Urlaub in Cirali beendet haben und Gedenken wiederzukommen, gerade wegen der Ruhe, Natur und der superlieben und gastfreundlichen Menschen, habe ich die Petition ebenfalls unterschrieben. Viel Erfolg wünschen wir!!

    AntwortenLöschen
  24. ich war schon zweimal in Cirali, im September das dritte Mal. Es wäre furchtbar wenn es auch eine der gesichtslosen Bettenburgen werden würde. Man muss schon sagen, Tourismus ..Fluch oder Segen...?
    Ich habe sehr gerne die Petition unterschrieben!
    Christina

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Von Flüchtlingslagern, Festungen und Mauern

Mauer zwischen der Türkei und Syrien Neben der Fußball-WM sind es dieses Jahr Horst Seehofer, Kanzlerin Merkel und einige Exponenten der AfD, welche für das große Sommertheater besorgt sind. Ein "Masterplan" soll die Grundlage liefern, dass Europa mehr oder weniger flüchtlingsfreie Zone wird, in erster Linie aber Deutschland von weiteren Asylsuchenden entlastet wird. Mit einer "Festung Europa", einem von Goebbels im zweiten Weltkrieg eingeführten Begriff, soll vermeintlicher Schutz Sicherheit vor Flüchtlingsströmen suggeriert werden. Auch hier ist eigentlich offensichtlich, dass die treibende Kraft innereuropäische Staaten sind, welche das Ziel verfolgen, Flüchtlinge dorthin abzuschieben, wo sie erstmals europäischen Boden betreten haben - also in die Staaten, welche die Aussengrenze Europas bilden. Schauen wir doch etwas genauer hin: 

Türkei Çıralı: Abbruch hat begonnen

Gestern wurde in Çıralı , begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot, mit dem Abbruch einer ersten Pension begonnen. Heute sollen drei weitere Betriebe geschleift werden. Obwohl wieder zahlreiche Demonstranten erschienen, blieben deren Bemühungen, diesen Abbruch zu verhindern, erfolglos. Etwa 25 Personen wurden festgenommen. Die Zeitung Hürriyet hat Bilder und ein Video ins Netz gestellt. Der Landrat der Region hat den Abbruch damit begründet, diese Pensionen befänden sich auf Waldgebiet und seien illegal, weshalb sie abzubrechen seien. Das mag aus heutiger Sicht stimmen, wenn man nur die Momentaufnahme als Richtschnur hinzuzieht. Wie bereits in einem früheren Beitrag berichtet, sind die Sachlage und die Geschichte Çıralıs jedoch bedeutend komplexer. In einem der bisher besten Beiträge zu diesem Thema fragte der Journalist Yusuf Yavuz im Atlas Dergi : Hat das Modell Cirali im Tourismus ausgedient? Er listet da sachlich die Ereignisse seit 1990 auf und fragt nach der Zukunft d