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Deutschland: Vollzeitbeschäftigung und Altersarmut

In einem früheren Beitrag habe ich mich mit Deutschlands staatlich sanktioniertem Lohndumping befasst, welches in krassem Gegensatz zu den EU-Richtlinien steht.Ich möchte heute einen Blick auf die Folgen im Inland werfen und dazu zitiere ich:
Danach müssen nach derzeitigem Stand 35 Prozent der Vollzeitbeschäftigten im Osten (1,39 Millionen Arbeitnehmer) und 16 Prozent der Vollzeit-Beschäftigten im Westen (2,71 Millionen) im Alter mit einer Rente unterhalb der Grundsicherung rechnen. Diese liegt aktuell bei 684 Euro monatlich. Quelle finanznachrichten

Rund 4 Millionen Vollzeitbeschäftigte müssen sich also fragen, ob sich ihr Einsatz am Arbeitsplatz lohnt, wenn  offensichtliche Bedürftigkeit im Alter die Belohnung ist. Natürlich werden sie sich auch fragen, in was für einer Gesellschaft, was für einem System sie da leben.

Monitor hat in einer früheren Sendung dieses Thema in einem 8-Minuten-Beitrag auf den Punkt gebracht.

Schauen wir mal zum Nachbarn Frankreich.
Dort wurde der gesetzliche Mindestlohn EU-konform an die Inflation gebunden um 2,1% erhöht und steht derzeit bei 9,19 €. Dies wäre in etwa der Lohn, welchen deutsche  Verbände fordern, um aus dieser Rentenfalle wenigstens teilweise herauszukommen.

Stattdessen liegt der ursprünglich als genereller Vorschlag der Regierung von 6,89 €/Stunde-Ost und 7,79€/Stunde West bereits defragmentiert in der Gegend herum, denn die Kanzlerin selbst hat angesichts des Widerstandes aus den eigenen Reihen eine neue Wende von der Wende vollzogen: Nun sollen es Mindestlöhne sein, die nach Branchen und Regionen differenziert festgelegt werden. Vor allem aber: Diese Ansätze schützen nicht vor der Renten-Armuts-Falle. Mit Blick auf die Wahlbarometer wieder einmal ein klassisches Stimmenfangmanöver.

Nur, das ist ja ein Detail. Viel bedeutsamer wäre die Berechnung, was diese Form der Altersarmut den Staat bereits heute kostet und wie sich diese Kurve in den kommenden 20 Jahren entwickeln wird, denn da werden Zuschüsse bezahlt werden müssen, was wiederum die Staatskasse  in unvorstellbarem Ausmasse belasten wird. Das gibt es scheinbar nicht, dafür eine andere Richtschnur: Demnach muss ein Arbeitnehmer während 45 Jahren wertberichtigt 1667 € monatlich verdienen, um später eine Existenz sichernde Rente zu kriegen.

Wer unter diesem Durchschnitt liegt, der soll "riestern" gehen, sich also zusätzlich privat für das Alter versichern. Auch das ein unsägliches Flickwerk, weil man es verpasst hat, das Thema Altersversorgung von Grund auf neu zu regeln. Nicht gesagt wird, wie der Betroffene mit seinem eh schon knappen Lohn diese Prämien bezahlen soll. Aber in der Theorie klingt es überzeugend, Frau von der Leyen... Dass aber Zuschüsse nur an Rentner bezahlt werden sollen, welche tatsächlich auch in eine private Altersversorgung Prämien einbezahlt haben, ist eigentlich die Bankrotterklärung für das, was man Sozial-Staat nennt, Frau von der Leyen...

Kommentare

  1. Bereits bei Einführung der Riesterrente wurde von den Gewerkschaften haben massiv darauf hingewiesen, dass vielfach die Einkommen zu gering sind, um Beitrage für die Riesterrente zu zahlen.
    Auch das Thema der Altersverarmung wurde diskutiert.
    Heute tun alle Politiker so, als ob das neu wäre.

    Unterbrochene Erwerbsbiografien, Arbeitslosigkeit. Alleinerziehende usw., das alles ist nichts Neues.

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  2. Richtig, sehe ich auch so und trotzdem passiert es. Im grösseren Kontext: Das Lohn- und Sozialdumping der letzten 10 Jahre hat das wirtschaftliche und soziale Gleichgewicht zu den andern Partnern nachhaltig verändert. Das ist seit mehr als zwei Jahren ebenfalls absehbar und trotzdem geht es weiter....

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