Je nach Bundesland /Kanton nennt man diese Stufe auch
Kindergarten, Vorschule, Einführungsstufe etc. Hier werden Kinder, sofern sie
nicht Kindertagesstätten besucht haben, erstmals in einer grösseren Gruppe
zusammengefasst und müssen darin ihren Platz kennenlernen. Ziel der Stufe ist es, die Kleinen auf die
eigentliche Schule vorzubereiten, was letztlich mittels Reife-und Einschulungstest passiert. Bisher war es so, dass aus dieser
Stufe viele Kinder mit Zusatzrezepten wie Deutsch für Fremdsprachige und
weiteren Stützmassnahmen in die nachfolgende Unterstufe (1.-3. Schuljahr)
eingetreten sind. Neuere Schulmodelle haben inzwischen Kindergarten und 1. Schuljahr der Unterstufe als Grundstufe
zusammengefasst. Es ist in einzelnen
Modellen möglich, diese 3-jährige Phase in zwei Jahren zu absolvieren und
anschliessend in die 2. Klasse der Unterstufe einzutreten. Hier ein Modell eines halbherzigen Grundstufenversuches. Halbherzig deshalb, weil in diesem Modell mit dem Halbtagesunterricht während des ersten Jahres allein erziehende Eltern vor beinahe unlösbare organisatorische Probleme gestellt werden.
Schlüsselrolle für künftige Entwicklung
Ich meine, dieser Stufe, und ich nenne sie im Folgenden Grundstufe, kommt eine entscheidende
Rolle zu, wenn man sich vor Augen hält, dass
Kinder in diesem Alter von Natur
aus sehr empfänglich für Neues, formbar sind und auch intuitiv sehr schnell
lernen. Die Frage ist nun, ob dies kopflastig geschehen soll, oder ob
Grundfähigkeiten, welche jeder Mensch mehr oder weniger ausgeprägt besitzt,
gefördert werden. Damit meine ich
nicht Frühenglisch oder Umgang mit elektronischen Spielen, sondern Kreativität,
musische und handwerkliche Aktivitäten, Bewegung, Ausdruck, Spiel, Tanz, Gestaltung.
In vielen Studien ist belegt, dass
gerade diese Grundfähigkeiten mit einen entscheidenden Einfluss auf
kontinuierliches und erfolgreiches Lernen haben.
Natürlich gehören Unterordnung in die Gruppeninteressen,
Verantwortung übernehmen, Respekt vor dem Andern ebenso dazu wie Verwirklichung
von ganz persönlichen Interessen, alleine oder gemeinsam mit ähnlich
Interessierten.
Je nach Modell findet in der Grundstufe bereits eine Form
von altersdurchmischtem Lernen statt, womit Kinder auf unterschiedlichen
Entwicklungsstufen besser aufgefangen werden können. Es ist kein Unglück, wenn ein Kind ein Jahr
länger in der Grundstufe verweilt, dann aber gut gerüstet in die Unterstufe
oder das, was man Grundschule nennt, übertritt.
Deutsch als
Schlüsselkriterium
Zentral finde ich auf Grund der Erfahrungen der letzten
Jahre den Erwerb der mündlichen Sprachkompetenz in der Grundstufe und dies ist
die Schulsprache, also deutsch. . Ich finde, das ist eine absolute
Voraussetzung für den Eintritt in die Unterstufe und kann in den Folgejahren
NICHT mit Einzellektionen Deutsch für Fremdsprachige abgestottert werden. Diese Vorgabe zu erfüllen, erfordert je nach Sozialstruktur
einer Schulgemeinde ein ungeheures Mass an Flexibilität auch im Lehrkörper.
Eine Lehrkraft alleine ist damit klar überfordert. Hier müssen Themennischen
geschaffen werden können, welche auch personell optimal besetzt sind. Das Geld,
welches hier mehr ausgegeben wird, kann man im Gegenzug in den Folgejahren
mehrfach einsparen.
Grundstufe mit
KITA-Strukturen
Die gesellschaftliche Situation drängt die Fusion von KITA
und Grundstufe förmlich auf. Gleichzeitig eröffnen sich damit ungeahnte
Möglichkeiten für die Grundstufe, welche ich hier kurz beschreiben möchte.
- Fusion mit den
KITA-Strukturen. Damit schafft die Schule ab Grundstufe eine Tagesstruktur, welche für die Kinder
zentral und überschaubar bleibt, die Eltern von der weiteren Suche nach
Betreuungsplätzen entlastet. Diese Struktur kann freiwillig (und
kostenpflichtig) oder
obligatorisch aufgebaut werden.
- Mit dieser Zusammenlegung
entsteht ein zusätzliches Personalpolster, welches in der Grundstufe
abrufbar ist. Betreuung von Kindern in diesem Alter durch mehrere Personen
ist eine unterschätzte Qualität. Es darf nicht an Zertifikaten scheitern,
dass qualifizierte KiTA-Betreuerinnen neben den Klassenverantwortlichen als
in der Grundstufe nicht einsatzberechtigt bezeichnet werden. Das ist
Standesdünkel und hat mit der tatsächlich zu erbringenden Leistung nichts
zu tun.
- Die räumliche Nähe von
KiTA und Schulzimmer würde es zulassen, dass bereits im Grundstufenalter Kinder nach Bedürfnissen und Lücken (z.B.
Sprache) gezielter und zwischendurch räumlich getrennt betreut werden
können.
- Die Betreuung einer
Grundstufenklasse durch mehrere Personen ist für die Kinder eine gewaltige
Erleichterung und führt zu einem völlig veränderten Klima im Zimmer. Vergessen
wir nicht: Es handelt sich hier um 4 -6-Jährige, welche naturgemäss noch
sehr auf Erwachsene bezogen leben. Jede Kindergärtnerin oder
Vorschullehrerin kann darüber ein Liedlein singen.
- Diese Intensivbetreuung
hat zur Folge, dass Kinder sprachlich auf mehr oder weniger einem Niveau
in die Grundschule übertreten, womit ein wesentliches Handicap, welches
später zu Leistungsabfällen führen wird, wegfällt. Es kommen Kinder mit
einem gewissen Selbstvertrauen in verschiedenste Grundfähigkeiten, welche
sie auf der Grundstufe erlernen konnten – und hoffentlich nur noch ganz
Wenige, welche bereits eine Krücke mitbringen, damit sie im Grundschulalltag
überhaupt bestehen können und damit bereits in eine Sonderstellung
geraten.
- Die drei Jahre in der
Grundstufe bringen den Vorteil, dass alle Kinder die Chance auf
gleichwertige Förderung erhalten und somit mal mit denselben
Grundvoraussetzungen in die Volksschule übertreten können.
Klar, das lässt sich nicht von einem Jahr zum andern verwirklichen, zumal damit auch bauliche
Massnahmen verbunden sind. Alleine die Tatsache, dass auch in realisierten
Schulbauten oder Renovationen während der letzten 10 Jahre so gut wie nichts in
diese Richtung geplant wurde, zeigt, wie erstarrt und unzeitgemäss die
organisatorischen Strukturen im Bildungswesen inzwischen sind.
Gerade dieser „Vorschulbereich“ wurde aus meiner Sicht
eigentlich immer sehr stiefmütterlich behandelt. Wenn nicht hier, wo dann haben
Kinder Anrecht darauf, in ihrer Entwicklung und im Alltag kindgerecht gefördert
zu werden? Falls jemand der Meinung ist,
das was heute geleistet werde, genüge, dann empfehle ich, sich einer
Kindergärtnerin, einer Vorschullehrkraft für eine Woche als Assistent in einer
Klasse mit 22 Kindern zur Verfügung zu stellen…
Dossier Schule, alle bisher veröffentlichten Beiträge
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Du hast vollkommen recht. Es waere viel besser fuer die Kinder.Momentan muss das Kind z.b Musik bereits als bezahltes Freifach besuchen. Und das obligatorische Turnen faellt fast zu 50 % aus und wird in unserem Fall auch durch das zusaetzliche Freifach Turnen aufgefangen. Das kann es doch nicht sein.
AntwortenLöschenHallo Denise
AntwortenLöschenDanke für deinen Kommentar. Ja, Vieles läuft nebeneinander her und passt doch nicht richtig zusammen, was dann den Alltag der Eltern zusätzlich erschwert. Es wäre wohl Zeit für Gesamtlösungen. Nur haben wir da noch den Kantönligeist und in Deutschland wird es dank der Schulhoheit der Bundesländer auch nicht besser sein.