Ein Gedanke zur gestrigen Debatte im
Bundestag bezüglich des neuen Hilfspaketes für Griechenland . Dabei habe ich der Rede von Herrn Gysi mit Erstaunen,
aber auch Interesse zugehört. Gysi ist ja als ziemlich fundamentaler
Oppositionspolitiker bekannt, doch hat er in seiner Rede Fakten auf
den Tisch gelegt, welche eigentlich für sich sprechen, allseits
bekannt, aber nirgendwo in all den Reden vorher und nachher so erwähnt wurden. Dann hat
er einen nachvollziehbaren Vergleich herangezogen, um diese Situation
Griechenlands zu verdeutlichen.
Er nannte das, was jetzt passiert, ein
Vertragsdiktat a la Versailles. Das löse die Probleme nicht, sondern
schaffe nur neue Schwierigkeiten, zumal der Vertrag für die Griechen
nicht umsetzbar sei.
Man brauche keinen Vertrag von
Versailles, welcher ja ein wesentlicher Faktor gewesen sei, dass ein
Hitler die Strasse des 2. Weltkrieges eingeschlagen habe. Nein, man
brauche einen Marshall-Plan. Dieser habe es Deutschland ermöglicht,
nach dem zweiten Weltkrieg wieder wirtschaftlich auf die Beine zu
kommen. Gysi hat also einen, seiner Meinung nach, unmöglichen Vertrag
und eine, seiner Meinung nach, praktikable Lösung mit konkreten
Beispielen unterlegt.
Was nun in der Folge
an Zwischenfragen
und Repliken in scheinheiliger Entrüstung, Empörung kundgetan
wurde, war lächerlich. Da versuchten nun Leute, Gysi historisch in
die Verantwortung zu nehmen. Nur in diesem Kontext dürften die
Versailler-Verträge überhaupt genannt werden.
Ich finde NEIN ! Ganz klar ist, dass
die Situation 1918 und 2012 miteinander NICHT vergleichbar sind, die
Ursachen völlig anders waren. Trotzdem ist der Versailler-Vertrag
als so genannter Knebelvertrag historisch und faktisch unbestritten.
Mit ihm sollte Deutschland ein für allemal zurückgebunden werden.
Eine Vertragsrache der damaligen Siegermächte. Zugleich war dieser
Vertrag, welcher Deutschland in eine derart eingeschränkte
„Selbstständigkeit“ ohne Zukunft entliess, der
ideale Nährboden für extreme politische Strömungen.
Wenn nun in Griechenland das Verhältnis
Regierung-Bevölkerung, dann das Verhältnis Regierung-EU und im
Weiteren die Vorschläge, EU Fachleute als eine Art Zwangsverwalter
nach Griechenland zu schicken, etwas sorgfältiger beachtet werden,
dann ist unschwer zu erkennen, dass hier nicht einfach die Regierung,
nein, dass da ein ganzes Volk seiner Souveränität beraubt wird.
Genau DAS war doch auch die Situation Deutschlands nach dem 1.
Weltkrieg. Damals ein verlorener Krieg und Reputationszahlungen,
heute eine masslose, die EU Finanzwelt respektive deren Banken gefährdende Schuldenpolitik.
So gesehen passt der Vergleich Gysis bezüglich der Untauglichkeit
eines Vertrages hervorragend und ich verstehe diese gespielte
Entrüstung eines Herrn Kauder nicht...
Sachpolitik wäre es, zu erklären,
weshalb Gysis Eckdaten zu Griechenland, welche korrekt dargestellt
waren, trotz Milliardenhilfen weiterhin in einer Negativspirale
stecken und mit welchen konkreten Massnahmen dies nun korrigiert
werden kann. Gysis Aussage, wonach es AUCH die Sparbeschlüsse der
letzten zwei Jahre waren, welche diese Entwicklung verstärkt haben,
ist schlüssig.
Alleine die Tatsache, dass europäische
Konzerne (dank niedriger Löhne und aufgeweichtem Sozialvertrag) nun
in Griechenland investieren sollten, mag die Konzerne, aber sicher
nicht die Griechen freuen...Aber dies scheint der Achse Merkozy
bereits zu reichen...
Der Mann hat recht. Siehe auch:
AntwortenLöschenhttp://www.youtube.com/watch?v=oEz6l_q0i6w
Gruß klaus6970