Direkt zum Hauptbereich

Türkei-Nato-Deutschland: Patriots wogegen oder wofür?

Eine Meldung, welche in der türkischen Zeitung Hürriyet publiziert wurde, sorgt in Deutschland für politische Wellen: Patriots aus Deutschland werden an der syrischen Grenze stationiert. Obwohl die türkische Regierung ein derartiges Begehren laut eigenen Aussagen nicht gestellt hat (andere Quellen sagen, heute Montag werde der Antrag eingereicht) gewinnt man angesichts der deutschen Diskussion den Eindruck, Truppen und Material stünden bereits abflugbereit auf dem Flughafen. Sinn und Zweck einer solchen Stationierung treten anscheinend in den Hintergrund.

Patriot:
 .."ist ein bodengestütztes Mittelstrecken-Flugabwehrraketen-System zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern und taktischen ballistischen Mittelstreckenraketen", soweit die Definition in Wikipedia. 

Bisher nicht nötig
Auf Grund des bisherigen Verlaufes der Auseinandersetzungen an der türkisch-syrischen Grenze müsste also gefragt werden: Gibt  oder gab es Vorfälle, welche den Einsatz dieses Systemes erfordert hätten? Nein, gab es nicht. Was an Geschossen
auf türkische Seite eingeschlagen hat, war konventionelle Munition, Verursacher zweifelhaft und Patriots hätten hier nichts ausrichten können.

Wogegen?
Die Türkei wird mit Flugzeugen, Marschflugkörpern und taktischen ballistischen Mittelstreckenraketen angegriffen. Von wem? Syrien kann unter den gegebenen Voraussetzungen keinerlei Interesse haben, einen solchen Angriff zu starten, denn dort will man die inneren Unruhen unter Kontrolle kriegen, wenngleich die Türkei verbal immer wieder wegen ihrer Unterstützung der Opposition angegriffen wird. Es gibt also derzeit keine konkreten Anlässe, welche eine Stationierung von Patriots erfordern würde.

Wofür?
Diese Haltung könnte sich erst ändern, wenn Syrien militärisch angegriffen wird. Das könnte beispielsweise die Errichtung einer Pufferzone im Norden sein, mehrfach von der Türkei gefordert. Damit will man das Flüchtlingsproblem besser in den Griff kriegen, vor allem aber auf die kurdischen Entwicklungen im Norden Syriens Einfluss nehmen, denn die Tatsache, dass sich da nach dem Irak weitere autonome Kurdenprovinzen bilden, ist der Türkei ein Dorn im Auge. Es ist ganz klar eine der Haupttriebfedern der Türkei, eine autonome Kurdenregion à la Irak in Syrien zu verhindern. Bisher mussten die Verantwortlichen jedoch tatenlos zusehen, dass genau dies passiert.

Patriots als Rückendeckung bei einer möglichen türkischen Intervention  
Es scheint so, dass diese Patriots präventiv angefordert werden, um dann eingesetzt werden zu können, wenn Syrien auf eine mögliche Intervention mit dem Ziele der Schaffung einer Schutzzone reagieren würde. Viele andere Interpretationen sind nicht möglich. Das würde wiederum heissen, dass man sich in Sachen Schaffung einer Pufferzone international abgesprochen hat und die Türkei die Kohlen aus dem Feuer holen würde..
Dass damit der Konflikt eine gefährliche neue Dimension erreichen wird, in welcher auch der Iran und Russland eine Rolle spielen werden, scheint man derzeit auszublenden. Leid tragende Nation wird dann wiederum die Türkei sein, welche bezüglich Rohstoffen etc. auf Iran und Russland angewiesen ist.


Türkei humanitär unterstützen
Mit Recht macht die Türkei auf die Flüchtlingsproblematik aufmerksam. Sie fühlt sich in dieser Frage alleine gelassen und hier besteht klarer Handlungsbedarf.  Derzeit sollen sich nach Regierungsangaben rund 170 000 syrische Flüchtlinge im Grenzgebiet auf türkischem Boden befinden. Das gibt logistische und versorgungstechnische Probleme und hier sieht sich die Türkei alleine gelassen. Im Rekordtempo wurden vorfabrizierte Städte für über 70 000 Menschen hingebaut, ein Kraftakt, und trotzdem sieht man, dass das eben nicht reicht. Hier wäre breite internationale Unterstützung angesagt. 

Brot statt Patriots.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Von Flüchtlingslagern, Festungen und Mauern

Mauer zwischen der Türkei und Syrien Neben der Fußball-WM sind es dieses Jahr Horst Seehofer, Kanzlerin Merkel und einige Exponenten der AfD, welche für das große Sommertheater besorgt sind. Ein "Masterplan" soll die Grundlage liefern, dass Europa mehr oder weniger flüchtlingsfreie Zone wird, in erster Linie aber Deutschland von weiteren Asylsuchenden entlastet wird. Mit einer "Festung Europa", einem von Goebbels im zweiten Weltkrieg eingeführten Begriff, soll vermeintlicher Schutz Sicherheit vor Flüchtlingsströmen suggeriert werden. Auch hier ist eigentlich offensichtlich, dass die treibende Kraft innereuropäische Staaten sind, welche das Ziel verfolgen, Flüchtlinge dorthin abzuschieben, wo sie erstmals europäischen Boden betreten haben - also in die Staaten, welche die Aussengrenze Europas bilden. Schauen wir doch etwas genauer hin: 

Demografie: Horrorszenario Ost, wie oft noch?

Ich finde es wieder einmal erstaunlich, wie seit über 15 Jahren das immer-selbe demografische Horrorszenario als gottgegeben und die Zukunft der neuen Bundesländer beeinträchtigend , verbreitet wird. Seit über 15 Jahren wird "vorausschauend" in Form von IGEK und ISEK Infrastrukturabbau betrieben, womit eine punktgenaue Beschleunigung des beschriebenen Trends stattfindet.. Jede Gemeinde, die NICHT nach diesen Vorgaben plant, fällt aus den Landesförderprogrammen.... Gestützt oder "begleitet" wird dies durch Beiträge wie diese hier.. Strukturabbau auf Befehl, begründet mit vermeintlichen Fakten! Das Problem dabei: Inzwischen stellt man fest, dass diese Fokussierung auf Schwerpunktzentren völlig an den Bedürfnissen vorbei ging, die vor zehn Jahren getätigten Prognosen NICHT eingetroffen sind, und auch die jetzige 7. Regionalisierte Bevölkerungsprognose (Sachsen-Anhalt) auf mehr als fragwürdigen Basisdaten aufgebaut ist... Ab wann darf man eine Entwicklung auch

Heute ein Tourist - morgen 1000 Touristen (2)

 Wir verlassen nun die Türkei und Anamur und wenden uns dem Harz, im Speziellen dem Ostharz zu. Bereits bei letzterem Begriff wird es schwierig, weil es dazu äußerst unterschiedliche  Interpretationen  gibt. Während das nordöstlich am Harzrand gelegene Aschersleben (Salzlandkreis) gerne den Titel "Das Tor zum Harz" nutzt, liegt das 6 Kilometer entfernte Arnstein in Mansfeld-Südharz. Um Verwechslungen mit der seit Langem bestehenden Stadt Arnstein in Bayern zu verhindern, wählte man 2010 den Begriff Arnstein-Harz.  Zum Begriff Ostharz findet man auf Webseiten Sätze wie:  Brocken, Bodetal, Wernigerode, Quedlinburg und Rübeländer Tropfsteinhöhle. Sie suchen ein Programm wo Sie in 5 Tagen den  Ostharz  entdecken können...    Quelle   .. Die Könige Ich provoziere etwas: Wernigerode, Quedlinburg, Thale, Ballenstedt, Aschersleben, Hettstedt, Lutherstadt Mansfeld, Sangerhausen, Nordhausen, Bad Sachsa, Bad Lauterberg, Herzberg, Goslar. Alle Orte gelabelt oder assoziert auf Harz, obwo