Kaum ein Tag vergeht, an welchem nicht über neue Enthüllungen im Falle der Concordia berichtet wird. Es ist in dem Sinne erschreckend, weil alle, welche schon am Mittelmeer Urlaub gemacht und sich von einem vor Selbstvertrauen strotzenden jungen Fischer in dessen Boot irgendwohin manövrieren liessen, derzeit den Eindruck kriegen, zwischen Concordia und dem Fischerboot bestehe nur ein unwesentlicher Unterschied, was den Kapitän betrifft.
Während der Fischer sein Boot wegen eines wagemutigen Manövers an einen Felsen setzt oder am Strande zerlegt, geht es im Falle der Kreuzfahrtgiganten jedoch um Tausende von Menschenleben und Sachwerten, welche bei rund einer halben Milliarde € liegen.
Diese Kolosse wollen gefüllt sein und zugleich verfügen sie eine ungeheure Anziehungskraft für all jene, welche nicht an Bord sind. Im Bestreben, tausende von Zimmern zu füllen, muss man was bieten, was über das gewöhnliche Reisen auf dem Meer hinausgeht. Verneigungen, zum Beispiel: So nahe wie möglich an einer Insel oder einem Hafen vorbeifahren und dies mit gewaltigem Gehupe.. Freude an Bord und zu Lande...
Nun will niemand etwas davon gewusst haben, dass diese waghalsigen Manöver schon längst praktiziert werden. Dabei sind hier mindestens zwei massgebliche Verantwortliche auszumachen, welche schon längst hätten reagieren sollen, diese Unart hätten verbieten müssen.
Es ist zum Einen die Reederei, welche aber mit grosser Wahrscheinlichkeit aus Marketinggründen genau solche Spektakel will. Das ändert nichts daran, dass sie fahrlässig handelt, indem vergleichbare frühere Manöver ohne Folgen blieben, ganz im Gegenteil: Man hat auf den eigenen Web-Seiten noch damit geworben.
In die Pflicht genommen gehört jedoch die Küstenwache. Eine Instanz, welche in der Lage ist, Schleppfischer aufzuspüren, welche zu nahe an der Küste fischen: Urlaubsyachten, welche minimalen Abstand und Geschwindigkeit nicht einhalten, sofort verzeigt; diese Küstenwache lässt solche Riesenpötte vor Inseln und Häfen vorbeifahren und dies nicht langsam. Diese Praxis wurde mehrfach toleriert und hat erst zu diesem fatalen Unglück geführt.
Man müsste schon meinen, dass im Zeitalter der Internetüberwachung selbst auf Meeren, welche es Privatleuten wie mir ermöglichen, den Kurs eines Schiffes und dessen Identität genauestens zu verfolgen, solche Kapriolen wirkungsvoll unterbunden werden. Entzug des Kapitänspatents, Entzug der Transportlizenz für das verantwortliche Unternehmen und zwar schon nach dem ersten Vorfall. Ja, dies müsste man eigentlich annehmen können.
Da man dies nicht gemacht hat, ist es jetzt einfacher, den Kapitän als alleine Verantwortlichen in die Hölle abzuschieben. ..the show must go on...
Kommentare
Kommentar veröffentlichen