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Es werden Posts vom Oktober, 2012 angezeigt.

Angekommen

Seit Mittwochmorgen befinden wir uns an unserem neuen Wohnort in Sachsen-Anhalt. Das Loslassen und Abschiednehmen von der Türkei verlief gut, wir genossen einen besinnlichen letzten Abend in Antalya. Mit dem Start nach Deutschland, wollte es dann am Dienstagmorgen nicht so recht klappen . So trafen wir  mit rund 14 Stunden Verspätung in unserem neuen Zuhause ein und dies auch nur dank der Tatsache, dass wir  während der Wartezeit in Antalya ein nettes Ehepaar aus einer Nachbargemeinde kennen lernen durften, in deren Auto wir mitfahren konnten. Nach all dem Durcheinander war nun erst mal Abspannen angesagt, die notwendigen Einkäufe für die  Vorratskammer waren zu tätigen und langsam, langsam kehrt jetzt der Alltag ein. Anderes Klima, andere Umgebung, der erste Schnee im Harz, die letzten Herbstimpressionen im Dorf . Der erste kalte Abend, verschönert mit dem ersten Raclette... Wie könnte es anders sein, im Dorfe steht schon wieder ein Fest an, diesmal das Herbstfest , o

Count down (3): Gidiyorum bu şehirden

Es gibt langsam eine Überlagerung der Ebenen. Noch zwei Nächte hier im Dorf. Das Wetter soll umschlagen, wobei das heute erst an einer einzelnen Abendwolke abzulesen war. Ein Bild, eine Aussicht, an welche wir uns gewöhnt haben. Sie wird uns fehlen. Es ist klar: Wenn man sich beinahe 20 Jahre intensiv mit einem Land und seiner Kultur auseinandergesetzt hat, dass Abschied auch mit Wehmut verbunden ist. Wäre dieses Gefühl nicht da, müsste ja die Frage auftauchen: Was habe ich denn geliebt in diesem Land, wenn  ich einfach so wie ein Durchreisender wegziehe? Wieder ist es ein Video und die Musik von Sezen Aksu, welche das auf den Punkt bringt: Ich gehe weg von dieser Stadt. Gidiyorum bu şehirden. (aber auch mit der Option, wieder hierher zurückzukehren) Kein Zufall, dass ich erneut auf diese Sängerin zurückreife, um etwas zu beschreiben. Wie kaum eine andere Künstlerin in der Türkei versteht es diese Musikerin und Produzentin seit über 20 Jahren, musikalisch, aber auch inhaltli

Count down (2): Hayat, sana teşekkür ederim

Nach einem 6-Tages-Ausflug durch den behördlichen Irrgarten, konnten wir heute die letzten Unterschriften setzen und formal 8 Jahre Lebensmittelpunkt Türkei soweit abschließen. Noch 4 Tage , vor allem mit Abschied nehmen, abends und morgens Stille und Aussicht geniessen, nachts den Grillen zuhören und natürlich noch dies und das verräumen. Eine eindrückliche und in vieler Hinsicht auch prägende Zeit geht zu Ende. Sicherlich mit etwas Melancholie, aber auch mit einem durch und durch positiven Grundgefühl. Da passt der Song von Sezen Aksu wunderbar hinein.  Hayat, sana teşekkür ederim. Leben, ich danke dir. 

Türkei: Kaufe oder du wirst enteignet

 Während der letzten Wochen war entlang des Akdeniz in allen Zeitungen immer wieder vom Verkauf resp. möglichen Erwerb von 2B-Land (Land des Staates, mit Nutzungsrecht der Bauern gegen bescheidenes Entgelt) durch die derzeitigen Eigentümer die Rede. Die Finanzämter berichteten von großem Interesse und verwiesen immer wieder auf den Ablauf der Bewerbungsfrist Ende Oktober.  Am vergangenen Freitag passierte dann etwas Erstaunliches: Selbst die Imame in ihrer Freitagspredigt gingen auf das Thema ein und predigten von "Islamischem ökologischem Gleichgewicht", dieses einzuhalten Pflicht jedes Muslims sei und in diesem Zusammenhang müsse man auch die Aufgabe sehen, "sein" 2b-Land zu schützen und weiter zu betreuen. Ein unglaublicher Vorgang! Jetzt wird sichtbar,

Count down (1)

Bildquelle www.ummelden.de Noch zehn Tage dauert es, dann werden wir unser Abendessen nicht mehr in der Türkei, sondern an unserem neuen Hauptwohnsitz in Sachsen-Anhalt geniessen. Ein Einschnitt, nach acht Jahren Leben in der Südtürkei, zuerst direkt am herrlichen Strand von Anamur, die letzten 4 Jahre in einem wunderschönen Dorf, 16 Kilometer hinter Anamur, an prächtiger Aussichtslage auf 600 Metern über Meer. Eine tolle Zeit und gleichzeitig ein  nicht zu beziffernder Luxus. Der Umstand, nicht arbeiten zu müssen und die dadurch entstehende Freizeit mit dem zu füllen, was man spannend, interessant oder sinnvoll findet, hatte und hat hoffentlich weiterhin eine besondere Qualität. Seit gut zwei Wochen bauen wir unseren Horst zurück, reduzieren ihn auf das, was wir noch benötigen, falls wir mal Urlaub machen möchten. Das bedeutet auch Trennung von Vielem, was einem lieb geworden ist. Gleichzeitig wird einem wieder bewusst, wie viel sich über einige Jahre an Dingen ansammelt, we

Türkei: Was passiert innerhalb der AKP ?

Die letzten Wochen wird zum Thema Türkei in erster Linie über den Grenzkonflikt mit Syrien und seit einigen Tagen über den Fortschrittsbericht der EU  berichtet. Letzterer stellt fest, dass sich in der Türkei in der letzten Zeit sehr wenig in Richtung Demokratie verändert hat und fordert weitere Reformen. Medial untergegangen ist die Rede des Staatspräsidenten Abdullah Gül anlässlich der Parlamentseröffnung. Diese Rede hatte es in sich, denn in ganz zentralen Punkten bezog der Staatspräsident andere Positionen als die Regierung. Ein Manifest wie eine Rose "Gül gibi bir manifesto", titelte die Presse und machte dabei eine Anspielung auf den Namen des Präsidenten.(Gül=Rose). Was war da so Aufsehen erregend? Der Staatspräsident hob in seiner Rede 5 Punkte hervor: - Demokratie verbindet sich (kooperiert) nie mit Terrorismus. (Anspielung auf Verhandlungen mit der PKK, aber auch Unterstützung der Aufständischen in Syrien, Außenpolitik zu diesem Thema wird hinterfra

Neue Bundesländer (3): Bildungsministerien in der Bringschuld !

Schulhaus Unterholz, Hinwil, Schweiz 1.-3.Klasse In einer Zeit, in welcher Bildung auch auf der Grundschulstufe immer mehr verakademisiert wird, was dann auch Auswirkungen auf die Lehrerausbildung hat, Stichwort Fachlehrersystem auf der Grundstufe, müsste schon die Frage auftauchen, ob sich denn die Menschheit nach den Bedürfnissen der Schule, oder aber diese nach den Bedürfnissen der Gesellschaft zu orientieren hat. Damit meine ich nicht die fachlichen Inhalte, sondern die regionalen und dörflichen Bedürfnisse. Es geht also auch hier um Makro und Mikro und gerade im Bereiche Schule hat das Motto „klein aber fein“ am Beispiel unzähliger Mehrklassenschulen in ländlicher Umgebung seine Berechtigung, wie verschiedenste Untersuchungen aus der Schweiz zeigen.  Das Problem besteht jedoch heute darin, dass nach den EU-Bildungsnormen überhaupt keine Grundschullehrer mehr ausgebildet werden, welche die Berechtigung hätten , einen vollen Wochenstundenplan einer 3.-4. Klasse am Wohn

Neue Bundesländer (2): Gegen den Trend

Bestimmt kommt Ihnen folgender Text bekannt vor: „Mit der Schließung der Schule (des Bäckers, der Post, des Restaurants, der Bank usw. Usw.) stirbt auch ein Stück Dorf.“ Falls nicht, lohnt es sich, diesen Satz einzugoogeln, um dann festzustellen, wie häufig er in denTagesaktualitäten Verwendung findet. Was wie eine weinerliche, rückwärts gerichtete Aussage klingt, ist eine harte, unbestrittene Tatsache. Ein Verlust von Lebensqualität und Attraktivität eines Wohnortes. Das lässt sich nicht wegreden. Gleichzeitig wird jedoch auch sichtbar, dass diese Thematik keineswegs einfach auf die neuen Bundesländer beschränkt ist, sondern bundesweit in vielen Regionen anzutreffen ist. Es geht im Wesentlichen darum, dass im Zuge von Verwaltungsreformen, oft auch mit dem Vorwand des Kostendruckes oder der Personalknappheit, Dienste regional zusammengelegt, gebündelt werden. Besonders krass hat diese Entwicklung natürlich die neuen Bundesländer getroffen,