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Es werden Posts vom Juli, 2016 angezeigt.

Türkei-EU-Nato: Laut gedacht

Zwei turbulente Wochen liegen hinter uns. Ein Putschversuch des Militärs, Säuberungen mit Verhaftungen weit über die Militärkreise hinaus, die Definition einer Alleinverantwortlichkeit des ehemaligen Weggefährten Erdogans, Fethullah Gülen, für all das, was in den letzten Jahren in der Türkei an Ungereimtheiten passiert ist. Entsprechend drastisch die Reaktionen, welche bis heute eine erschreckende Machtkonzentration auf die Person Erdogans zur Folge haben. Möglich macht dies der Ausnahmezustand, zumindest beruft er sich darauf. Als jemand, der selbst 8 Jahre in der Türkei gelebt hat und das Land seit 30 Jahren kennt, bedaure ich diese ganze Entwicklung. Ich frage mich, wie es meinen türkischen Freunden und Bekannten heute geht, und - falls ich noch dort leben würde - welches meine Situation wäre. Kein gutes Gefühl, denn da würde ich diese Zeilen nicht schreiben können. Seit 4 Jahren lebe ich jedoch in Deutschland, verfolge die Entwicklung der Türkei von hier aus und frage mich a

Ein Putsch - und viele Fragen (2)

5 Tage nach dem Putschversuch vom vergangenen Freitag laufen Säuberungsaktionen im großen Stil. Unter dem Vorwurf, Teil einer terroristischen Organisation zu sein oder diese zu unterstützen, haben in den letzten Tage rund 60 000 Personen des öffentlichen Dienstes ihren Job verloren, wurden 84 Generäle und Admirale aus den militärischen Chefetagen verhaftet. Die Säuberungen gehen weiter. Nochmals zur Erinnerung, die Bilanz der Putschnacht: Ein Großteil der zum Einsatz gekommenen Putschisten wurde ja im Laufe der Nacht eingekesselt, oder gab aus freien Stücken auf. Sie wurden natürlich verhaftet. Hierbei handelte es sich um einfache Soldaten und niedere Dienstgrade. Deren Zahl am 16.7.2015: 2839! Deren Aktivitäten fanden in den Städten Ankara und Istanbul statt. 104 Soldaten der Aufständischen kamen ums Leben. Armeeführung war am 15.7.2016 ab 16 Uhr über Putsch informiert Auf Grund eines Berichtes des militärischen Geheimdienstes (MIT) trat am Freitag 15.07.2016 um 16 Uhr die A

Ein Putsch - und viele Fragen (1)

Am Freitagabend kurz nach 22 Uhr erreichten uns erste Meldungen, dass in Istanbul die Bosporus-Brücken durch Militär gesperrt seien und wenig später wurde bei TRT eine Erklärung der Putschisten verlesen, wonach sie die Schlüßelstellen der Ministerien übernommen hätten. Es wurde eine Ausgangssperre verhängt. Eine knappe Chronologie: Praktisch zeitgleich meldete sich der türkische Ministerpräsident Yildirim und sagte, eine kleine Gruppe von aufständischen Militärs zettle hier einen Aufstand an, welcher aber in wenigen Stunden niedergeschlagen sein werde. Wenig später wurde aus Ankara berichtet, dass Jets im Tiefflug über die Stadt fliegen würden und Bombeneinschläge zu hören seien.   Über twitter kursierten Bilder von Straßensperren auf den Brücken Istanbuls, von sehr jungen Soldaten, welche auf der Straße standen und irgendwie nicht wussten, was sie zu tun hatten. Ebenfalls wurde gesagt, der Flughafen Istanbul sei in der Hand der Aufständischen. Der Luftraum über der Türkei war

Türkei-Putsch: Unverständlicher militärischer Schnellschuss

Erstaunt und überrascht nahm  gestern abend die Weltöffentlichkeit und wohl auch die türkische Bevölkerung zur Kenntnis, dass in der Türkei  ein Putschversuch des Militärs - genauer eines Teils des Militärs - stattfand. Angesichts der nicht abreißenden täglichen Meldungen von Verfassungsänderungen, neuen Megaprojekten, direkter Einbestellung des Verfassungsgerichtes durch den Staatspräsidenten etc. waren Reaktionen zu erwarten, allerdings nicht ein Militärputsch. Die kippende Stimmung Seit rund drei Wochen ist im Internet eine sich verbreitende Kampagne  mit völlig neuer Zielrichtung zu verfolgen. Auf rund einem Dutzend Facebook-Kanälen wurde und wird professionell ein Weg der Demaskierung dieser Regierung ganz besonders Erdogans und seiner Getreuen beschritten. Zielgruppe sind nicht Politiker, sondern das Volk, insbesondere die AKP-Stammwähler. Ihnen wurde immer wieder der Spiegel vorgehalten, nämlich die Diskrepanz zwischen dem, was versprochen wird und dem, was tatsächlich

Bankenkrise: Nun also Italien, 150 Mia € Bankabsicherungen

Ein Rückblick ins Jahr 2013: Zypriotische Banken steckten in einer schweren Krise und brauchten frisches Kapital. Die EU war bereit, unter bestimmten Voraussetzungen zu helfen und brachte ein neues Modell zur Anwendung. Bail-in hieß das Zauberwort. Demnach sollten Anleger und Kontoinhaber mit zur Verantwortung gezogen werden, anteilmäßig bluten. Die Folgen für Zypern wurden hier beschrieben und bereits damals stellte ich die Frage, ob ein solches Vorgehen bei mächtigeren Staaten wie Italien vorstellbar sei. Seit einigen Tagen haben wir die Antwort. Italiens Banken, eh schon schwer angeschlagen, scheinen im Zusammenhang mit dem BREXIT in eine gefährliche Abwärtsspirale zu geraten. Um einen Sturz ins Bodenlose zu vermeiden, beantragte der italienische Ministerpräsident Renzi bei der EU, dieses Risiko mit 40 Mia € frischem Kapital oder italienischen Staatsgarantien abdecken zu können. Also genau das, was man nicht mehr wollte. Eigentlich wäre jetzt Bail-in nach dem Vorbild Zyperns