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Schweiz: Stunde der Wahrheit für AKW-Industrie

Seit geraumer Zeit fordern Kritiker in der Schweiz die Abschaltung der Kernkraftwerke Mühleberg und Beznau. Letzteres ist seit 42 Jahren im Betrieb und somit das weltweit älteste Strom produzierende AKW. Eine Handabschaltung am Freitagabend hat die Aufmerksamkeit auch unserer deutschen Nachbarn auf diese von Anfang an umstrittene Anlage gelenkt. Einmal mehr wird über den hoch problematischen Standort informiert und diskutiert. Ausserdem soll Ende März durch eine EU-Expertenkomission die Stresstest-Tauglichkeit dieses AKW's geprüft werden. Gleiches gilt für das AKW-Mühleberg, welches in den letzten Jahren wegen diversester Schäden immer wieder in den Schlagzeilen war.

Angst vor dem Ausstieg?

Die Betreiber dieser Anlagen führen die abenteuerlichsten Argumente ins Feld, um weiter produzieren zu können und dies mit wirklichen antiken Anlagen. So behaupten die Bernischen Kraftwerke, Betreiber von Mühleberg, eine Laufzeit bis zum Jahre 2022 würde es dem Unternehmen erlauben, problemlos von der Atomkraft auf alternative Energierzeugung umzusteigen. Dies mit einem Meiler, dessen Kernmantelprobleme seit 1990 bekannt sind und welche grösser werden..

Diese Strategie ist dreist und die BKW müssen sich fragen lassen, wie es kommt, dass sie erst jetzt
auf die tolle Idee kommen, diese andern Energieträger zu fördern, denn die Leistungsdauer des Reaktors war doch ursprünglich auf 40 Jahre angelegt...

Genau so in Beznau: Von Anbeginn an sprachen viele Argumente gegen diesen heiklen Standort. Sie wurden vom Tische gewischt und erst die Hochwasser der letzten Jahre vor allem in Deutschland haben gezeigt, dass die Berechnungsmodelle nichts taugten. Nun wird nachgerechnet. Dabei stellen sich auch hier immer mehr Fragen bezüglich Betriebs-und Standortsicherheit, letztere wird selbst vom Betreiber nicht mehr einfach negiert. Beznau verfügt über eine unbefristete Betriebsbewilligung, weshalb auch hier abzusehen ist, dass der Betreiber im Falle einer Befristung erneut auf lange Übergangsfristen pochen wird, um dann auf "alternative Modelle" umsteigen zu können..., dies die zu erwartende Argumentation.

Die beiden Beispiele zeigen eindrücklich, dass in der Schweiz in Sachen Kernenergie das Thema nicht zu Ende gedacht wird, dieses immer wieder auf einen späteren Zeitpunkt hinauszuschieben versucht wird. Dafür gibt es gute Gründe.

Der wirklich teure Happen kommt erst 
Die Atomenergie grundsätzlich steckt ja in einem unsäglichen Dilemma. Seit über 50 Jahren experimentiert man, produziert man und weiss, dass die Stoffe, welche als Abfall in der Produktion und letztlich durch den Rückbau der AKW's anfallen werden, einer ganz besonderen Entsorgung und Lagerung bedürfen, müssen sie doch tausende von Jahren als hochgefährlich von Mensch und Umwelt ferngehalten werden. Bis heute gibt es dafür weder technische Lösungen noch so genannte Endlager für hochradioaktiven Abfall. Diesen irgendwann ins All zu schiessen, im Meer zu versenken, in Drittländer mit andern Sicheheitsnormen zu verfrachten, sollte klar verboten sein. Das heisst: Der Müll, der in der Schweiz anfällt, wird auch hier entsorgt und gelagert. Erst dann wird man sich der Problematik dieser "Billig-Energie" wirklich bewusst.

Fukushima wird nun ein Pilotprojekt, vor dem der Atomindustrie graut. Rückbau von havarierten Meilern. Kosten unbekannt, Endlagerung unbekannt, Kostenträger mit Sicherheit zu grossen Teilen der Staat, also der Steuerzahler.

Ähnliche Fragen werden in der Schweiz auftauchen. Alleine die Verdoppelung der Kapazität des Abklingbeckens von Beznau zeigt, wo der Schuh drückt. Das ist in etwa zu vergleichen mit dem Schrotthändler, der seine Ware nicht mehr losbringt und deswegen einige Hektaren Land mehr dazumietet um seinen unverwertbaren Müll weiterhin zu Lagern. Überall in Europa finden sich diese Abklingbecken, Zwischenlager. Gerade die Zwischenlager zeigen, wie desaströs die Situation ist. In 50 Jahren ist man keinen Schritt weiter gekommen.

So lange das alles nicht geklärt ist und das wird es mit letzter Sicherheit auch in hundert Jahren nicht sein, so lange ist die Geschichte vom preiswerten Atomstrom eine Mär. Mit dem heutigen Wissen nenne ich dies jedoch eine dreiste Lüge, indem nachfolgende Generationen neben den gesundheitlichen Risiken die wirklichen Kosten dieser nicht gelösten Probleme zu übernehmen haben. 

Das wäre dann die Kostenwahrheit und vor der verschliesst man sich mit gutem Grund, zieht es stattdessen vor, die Bilanzen mit "billigem" Atomstrom aufzubessern. Im Interesse um Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze ist es vielfach die Politik, welche da Arm in Arm mit der Atomlobby marschiert.

Gerade in der Schweiz wäre es an der Zeit, dass eben das Volk mittels direkter Demokratie diesem verantwortungslosen Treiben endlich ein Ende setzt und zwar mit sehr engen Übergangsfristen. Mit Sicherheit werden das die Konzerne schaffen...




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