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Deutschland: Sozialspagat überzogen?

Ich erinnere mich, wie wir uns in unserer Jugendturnriege auch mal an den Spagat heranwagten. Gestützt von zwei Kameraden, langsam runterlassen, es spannte immer mehr und wer Pech hatte, kriegte eine Art Krampf, konnte sich kaum mehr bewegen und musste wieder hochgehievt werden. Später stellte man dann fest, dass da wohl eine leichte Zerrung entstanden sein könnte... So staksten wir dann während mehrerer Tage seltsam steif und mit Leidesmiene durch die Landschaft.  An dieses Erlebnis habe ich mich angesichts der folgenden Daten erinnert:


  • 10% der Bevölkerung verfügen über 50% des Gesamt-Privatvermögens Deutschlands, welches 10 Billionen € betragen soll. Tendenz steigend. Es gibt natürlich noch krassere Beispiele. Die "Steueroase" Schweiz beispielsweise. Hier versammeln 3 % Superreiche 97% des so genannten Privatvermögens. 
  • Die ärmeren 50% der deutschen Haushalte bringen es gerade mal auf 1% des Sparvermögens.
  • Löhne entwickeln sich im "oberen Segment positiv", die "unteren 40%" hätten jedoch einen Reallohnverlust hinnehmen müssen, wenn man dies mit Inflation abgleiche.  Quelle
Daneben kennen wir alle das Thema Altersrente. Es reicht nicht mehr, alle müssen den Gürtel enger schnallen, so die Botschaft. Interessant, doch es fehlt der Glaube angesichts solcher Beispiele:
  • Wie ist es möglich, dass Pensionen weiterhin ansteigen und zwar auf einen Durchschnittswert von 2500 € im Monat, während die Renten im Sinkflug sind und für viele Menschen trotz eines vollen Arbeitslebens tiefer als 800 € liegen.. Da ich schon die Schweiz erwähnt habe, hier Infos, wie dort Altersvorsorge betrieben wird.
  • Nicht alles sinkt: 7,5 Mio Hartz 4 - Empfänger kriegen künftig 8 € mehr im Monat. Doch auch die hat die Inflation schon aufgefressen.
Ja, dann habe ich etwas weiter recherchiert und bin auf der Suche nach volkswirtschaftlichen Daten auf folgenden Beitrag von Dieter Neumann gestoßen.  Da ist eigentlich alles gesagt. Es lohnt sich übrigens durchaus, weitere Beiträge dieses Autoren zu lesen.

Für 40 - 60 % der Bevölkerung
  • lohnt sich also Arbeit definitiv nicht mehr, wenn man auch die Sicherheit im Alter in die aktuelle Situations-Analyse mit einbezieht.
  • besteht die Gefahr, mittelfristig ebenfalls in ein Arbeitsverhältnis eingebunden zu werden, welches auf der Basis von Minimallöhnen und Teilzeit aufgebaut ist. Dies unter der Voraussetzung, dass sich der Trend der letzten 5 Jahre bis 2020 fortsetzt.
  • besteht das existenzielle Problem, dass sich in unmittelbarer Zukunft die so groß propagierten Zusatz-Rentenversicherungen mit dem aktuellen Budget nicht werden finanzieren lassen.
  • besteht das absehbare  Risiko, dass sich bei einer möglichen Rezession während der kommenden zwei Jahre die Rahmenbedingungen nochmals einschneidend verschlechtern, "alternativlos".
Trotzdem stabile Umfragewerte

Eigentlich müsste sich sowas auch in Wahlbarometern niederschlagen, müsste man meinen. Die gegenwärtigen Werte für Frau Merkel  belehren uns eines Besseren. Zwar hocken immer mehr Menschen in der schmerzlichen Spagat-Stellung bewegungsunfähig am Boden. Trotzdem glauben sie scheinbar fest daran, dass diejenigen, welche sie überhaupt in diese Situation gebracht haben, sie auch aus dieser Zwickmühle befreien würden und so lange muss man nun eben leiden. Oder aber: Den Herumstehenden und Hilfe Anbietenden traut man noch weniger zu. Ist das der Kulturunterschied zwischen  Nord und Süd? Ich erinnere, was derzeit in Spanien, Griechenland und Italien zum selben Thema abgeht...

Zurück zur Turngruppe: Was fehlt, ist die Antwort auf die Frage, wie man derart überdehnte Glieder überhaupt wieder hinkriegt, oder ob da der Trainer wissentlich Muskel- und Sehnenabrisse mit einkalkuliert . Damit wird die Truppe kleiner, überschaubarer und man kann Ergebnis orientierter arbeiten....

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