Heute wählen die Stimmberechtigten aus Sachsen und Brandenburg ihre Landtage neu. Es wird eine Wahl der Ernüchterung werden und eigentlich gibt es für die klassischen Parteien keinerlei Grund zu jubeln oder sich gar als Wahlsieger darzustellen, wenn daneben eine AfD mit rund 10% und mehr Stimmenzuwachs aus den Wahlen hervor geht. Man kann im Grunde genommen bereits jetzt eine Resume ziehen.
Ehrlichkeit im Umgang mit den Wahlergebnissen.
Es gibt 700 Gründe, die eigene Partei auch nach ernüchternden Ergebnissen schön- und den politischen Gegner schlechtzureden. Einige Beispiele gab es schon im Vorfeld:
- AfD im Vergleich zur Europawahl auf der Verliererstraße. Haben nicht dieselben Protagonisten damals, als sie mit Schrecken die Ergebnisse sahen, entlastend wie folgt argumentiert: Europawahlen kann man nicht mit Kommunal- oder Landtagswahlen vergleichen. Richtig. Kann man nicht, soll man nicht, auch heute nicht...
- Fakt ist: Landtagswahl Sachsen 2014: AfD bei 9,7% nach aktuellen Umfragen bei 24%. Brandenburg Landtagswahl 2014 12,2%, nach letzten Umfragen für 2019 bei 21%. Lassen wir nun "stärkste Partei" usw. beiseite und halten nüchtern fest:
- Die AfD steigert sich in beiden Bundesländern laut Prognosen zwischen 10 und 15%, während die anderen Volksparteien deutlich Stimmen verlieren werden, wenn man von Kleinparteien mal absieht.
- WENN es also einen Sieger gibt, ist dieser klar zu benennen und nicht mit Sprüchen wie "Die Demokratie hat gewonnen, denn sie vereinigt 75% aller Stimmen", klein zur reden. GENAU DAS ist eben nicht der Fall, denn das 75%-Lager war während 5 Jahren absolut nicht in der Lage, auf die AfD Antworten und Konzepte zu finden. Bei diesen 75% handelt es sich um eine heterogene, in sich zerstrittene Gruppe, die eigenen Befindlichkeiten im Vordergrund.
Alle Sprücheklopfer und "Analysten" seien gewarnt. Am Unbestechlichsten sind Wahlresultat, Zahlen, Wähleranteile. Am Unglaubwürdigsten werden DIE Leute, welche Verluste als Siege, einen Anspruch auf wahre Demokratie erheben und somit nonverbal gleichzeitig andere - vom Wähler beauftragte Gruppen - als Nicht-Demokraten ausgrenzen. Nebenbei: Genau DAMIT werden diese Ausgeschlossenen gestärkt, zusammengeschweißt.
Genau dieses Spiel wurde jedoch während 5 Jahren ausführlich durchgezogen und es ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir tatsächlich in einer echt gespaltenen Gesellschaft leben. Sowas ist nur möglich, wenn der Dialog abbricht, Scheinwelten aufgebaut werden, man sich unter Glocken verkriecht, auch politisch...
Wie manchen Knall braucht es eigentlich noch?
Für die Altparteien ist also ein Strategiewechsel angesagt, denn das "so weiter" führt in eine Sackgasse und diese lautet: Marginalisierung, Status Volkspartei ade... Die SPD macht es vor, die CDU folgt ihr mit ca. 18 Monaten Verspätung.
Strategiewechsel müsste wohl auch heißen: Neue Inhalte/Positionierung, Prioritätensetzung UND neue Köpfe... sonst wird das nichts mit der Glaubwürdigkeit.
Den bemerkenswertesten Beitrag zu dieser gesamten Thematik fand ich übrigens in der Volksstimme. Gehört auf das Nachttischchen jedes Politikers und Abend für Abend gelesen, denn er beschreibt nicht gangbare und gangbare Wege der Politik im Umgang mit den Populisten und der öffentlichen Darstellung... Glaubwürdigkeit beginnt hier.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen