Die zwei Vorläuferbeitrage waren titelmäßig mit der hoffnungsvollen Perspektive verknüpft. Alle, welche schon mit Tourismus zu tun hatten, wissen, wie schnell dieser Satz ins Gegenteil umschlagen kann - gerade mit den heutigen Technologien. Es braucht eine schlimme Kundenbewertung im Internet, welche von irgendeiner Zeitung zu einer Schlagzeile aufgebauscht und von anderen Medien unbesehen übernommen wird, und schon hat die betreffende Einrichtung, die betreffende Region ein existenzielles Problem. War die Kritik gerechtfertigt oder ungerechtfertigt? Interessiert niemanden mehr. Das Internet aber hat ein langes Gedächtnis...
Aktuell gibt es im Ostharz an zwei Orten Bewegung.
- Harzgerode, Ballenstedt und Falkenstein-Harz möchten in Form einer engen Zusammenarbeit das Selketal touristisch entwickeln. Hier Infos dazu.
- Die Standortmarketinggesellschaft Mansfeld-Südharz soll völlig neu aufgestellt und personell praktisch verdoppelt werden. Aktuell sind im Bereich Tourismus besetzt: Leiterin Tourismusmanagement, Tourismusmanagement, Wanderwegemanager, Projektkoordinatorin Industriekultur, Projektkoordinatorin Nachhaltiger Tourismus. Zusätzlich ausgeschrieben sind 7 weitere Stellen, davon im Bereich Tourismus: Mitarbeiter Kommunikation im Projektbüro nachhaltiger Tourismus, Mitarbeiter Beratung und Weiterbildung im Projektbüro nachhaltiger Tourismus. Mitarbeiter Netzwerk und Lobbyarbeit im Projektbüro Nachhaltiger Tourismus. Irgendwie dazu gehört auch noch die ausgeschriebene Stelle Kommunikationsspezialist und Social-Media Redakteur. Hier der aktuelle Stellenplan und hier die Stellenausschreibungen
Zu Mansfeld-Südharz ist im Weiteren zu erwähnen, dass es aus dem Jahre 2014 eine umfassende Tourismusstudie, Fakten orientiert und mit konkreten Handlungsempfehlungen gibt. Landrat Schröder hat kürzlich darauf Bezug genommen und erwähnt, dass rund 43 dieser Empfehlungen umgesetzt seien und an den anderen gearbeitet werde. Ein Liste der tatsächlich umgesetzten Empfehlungen und konkreten Ergebnisse wäre aufschlussreich.. Ebenfalls interessant wäre eine weitere Bilanz: WAS alles ist in diesen vergangenen 7 Jahren an touristischen/kulinarischen/kulturellen Angeboten verschwunden - nicht mehr auf dem Markt? Gründe? Auch DAS sollte berücksichtigt werden.
Nachhaltiger Tourismus setzt entsprechende Infrastrukturen voraus. Wer ist verantwortlich?
Man kann nun Abhandlungen schreiben zum Thema Nachhaltigkeit, Investorenklima usw. usw. Man kann auch tolle Broschüren entwickeln, welche die Leute überregional ansprechen. Vor Ort aber kehrt dann unter Umständen auch Ernüchterung ein und das oben beschriebene Problem mit der Kundenbewertung (Beispiel Werbung für Wanderwege , Fahrradwege, Zustände in Ferienanlagen oder -wohnungen Es sind offene Geheimnisse, dass hier riesiger Aufholbedarf besteht.)
Angesichts der nun stattfindenden Umstrukturierung der SMG, bei der inhaltlich Tourismus rein personell einen sehr hohen Stellenwert einnimmt, bleibt eigentlich nur noch, eine klare Wunschliste abzugeben und nachzufragen:"Wer ist dafür zuständig und bis wann sind derartige Jahre alte Forderungen endlich umgesetzt?". Im Weiteren gibt es einen Maßnahmenplan 2021+ der SMG, der ja dann hoffentlich auf die einzelnen Ressortleiter aufgeteilt wird, ansonsten man schon beim Ansehen der 27 Seiten zusammenbricht. Und wieder einmal hat man den Eindruck: Neustart....oder aus der Studie 2014 übertragen, da nicht stattgefunden....
Schwerpunkte:
- Wandertourismus/ Natur als Erlebnis usw. ohne gut strukturierten öffentlichen Verkehr (über die Landkreisgrenzen hinaus!!!) hat einen schweren Stand. Vertaktung des Fahrplans im Sommer bis mindestens 20 Uhr und an Wochenenden. Das kostet, generiert aber auch wieder Einnahmen und Steuergelder auf anderen Ebenen.
- Weshalb gibt es im Sommer weiterhin keine Bus-Querverbindung vom Wippertal. ins Einetal? Eine tolle Wandergegend, abgekoppelt vom Busverkehr. Stangerode, inzwischen touristisch sehr attraktiv, das Waldbad Alterode im Sommer eine ganz tolle Einrichtung... die Freizeitanlagen in Wippra/Friesdorf, die Talsperre. Der Sprung über die Täler ist doch für Gäste attraktiv!! Gegenseitig bewerben könnte ein einfaches, wirkungsvolles Mittel sein.
- Der Ostharz gehört ins HATIX eingebunden. Ob das für ganz MSH funktioniert, ist offen. Möglich ist auch eine Gästekarte für MSH. Sicher ist: Gästekarten für den öffentlichen Nahverkehr sind heute ein Standard für Urlaubsorte, ein Entscheidungskriterium für Urlauber und somit ein Marketinginstrument für Unternehmer und Tourismusverbände.
- Gibt es eigentlich inzwischen einen Gruben- Halden- und Industriekultur-Pass? Etwas, womit man überregional durchaus auf Beachtung stoßen könnten.... Voraussetzung ist eine Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure. Also nicht Einzel- sondern Gesamtdarstellung. Ein Industriekultur-Package inklusive Mansfeldmuseum, Mansfelder Bergwerksbahn und Wipperliese, welche im Sommer täglich zu fahren hat? Inklusive garantierte Busanbindung in den Harz? Die Mansfelder Bergwerksbahn macht diesbezüglich doch schon sehr viel.
- Angekündigt ist bereits ein touristisches Leitsystem für MSH. Besonders ins Zentrum rücken sollte die B242-Harzhochstraße. Unfassbar, dass hier an Ausfahrten und in zusätzlichen Parkbuchten/Rastplätzen Einetal und Wippertal NICHT beworben werden!
- Verschiedenste Ortsteile müssen unter ihrem Namen als Marke aufgebaut werden (Stangerode, Wippra, Hayn. Molmerswende.) Bei Stolberg funktioniert das doch auch! Das bedeutet: Sie gehören genau so auf die offizielle Übersichtskarte des Harzer Tourismusverbandes wie die Ortsteile des Landkreises Harz. (Beispiel Neudorf, Meisdorf). Es kann doch nicht sein, dass ein Ort wie Wippra letztendlich dank der tollen Initiative einer Einzelperson, welche sich da seit Jahren abmüht, überhaupt richtig sichtbar wird. Und siehe da, die SMG greift in ihren 99 Lieblingsorten dankbar auf diesen Link zurück. Wie wäre es denn mit einem Förderprogramm für derartige Projekte?
- Bleiben wir bei der Karte des Harzer Tourismusverbandes: Wo sind Hettstedt, wo Mansfeld mit seinen Ortsteilen bis tief in den Harz hinein? Weshalb werden diese Orte nicht gelistet? ..und weshalb wird dies seit 2015 von den Verantwortlichen im Landkreis und im HTV versprochen und passiert dennoch nicht? Weshalb?
- Es bleibt die Frage nach der strategischen Ausrichtung in Sachen Tourismus. Gruppentourismus, Individualtourismus? Danach richten sich auch Angebote. Hotels mit Fassungsvermögen für zwei Autobusse? Schicke Ferienwohnungen? Gibt es hierfür Anreize aus dem Strukturwandel-Fonds? Womit erhalten wir die bessere Wertschöpfung, die längere Aufenthaltsdauer? Gruppentourismus-Individualtourismus. Wo dreht das Geld regional, wo fließt es aus der Region ab? Wie viele Ganzjahreshotels mit mehr als 20 Zimmern haben eine Jahresauslastung von mehr als 45%, sind halbwegs rentabel und können somit auch in die Zukunft investieren? Ferienwohnungen als Zusatzeinkommen und Stärkung des ländlichen Raums /Hotels als Platz für lokale Arbeitsplätze. Ein Mix wie in Dankerode?? Ferienwohnungen und Hotels? Viele Fragen beantworten sich für unsere Region selbst.
- In welcher Form können gerade beim Thema Ferienwohnungen Standards gefördert, gelabelt und dann entsprechend beworben werden?
Ist es nicht so, dass ohne eine Beantwortung und zügige Umsetzung dieser aufgegriffenen Themen Tourismus-Werbung einen ganz schweren Stand hat? Sie läuft Gefahr, zuviel zu versprechen und letztlich von den Urlaubern zerrissen zu werden...
Klärung ist wichtig, nicht nur in Bezug auf die Gäste, sondern auch bezüglich Interesse von kleinen und großen Investoren.
Es dürfte sich lohnen, gerade in den genannten Ortsteilen genau zuzuhören. Sie werden nämlich der Knackpunkt dafür sein, ob in 15 Jahren noch vom "Leben im Ostharz" gesprochen werden wird, oder ob man dann einfach noch "Eingeborenen-Veranstaltungen für Touristen" durchführt.
..und neben alledem hat unser Landkreis viele weitere interessante Orte. Angefangen von Wiederstedt im Norden bis Allstedt im Süden. Vom Süßen See bis hoch nach Molmerswende... Liebens-, lebenswert und auf verschiedenste Art und Weise entwicklungsfähig.
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