Wir leben in einer Welt aus Snippets. Gedanken werden in Bilder verpackt, "das Leben" findet in unzähligen Chat-Gruppen und Social-Media-Feeds statt. Wir zappen uns durch Regional- und Themengruppen und investieren massiv Zeit für:
Das Gefühl, dabei zu sein.
Den Wettbewerb um Aufmerksamkeit.
Die Bestätigung durch Multiplikatoren.
Die Jagd nach Reichweite.
Die große Frage: Was bleibt davon?
Hand aufs Herz: Was war vor einer Woche der Aufreger des Tages? Hat mein Beitrag wirklich etwas bewegt? Oft verpuffen unsere Gedanken im Minutentakt, überlagert von der nächsten Schlagzeile. In der virtuellen Welt gibt es keinen Feierabend.
Stammtisch vs. Smartphone-Terror
Der Vergleich hinkt nicht nur, er verdeutlicht das Problem:
| Merkmal | Der echte Stammtisch | Die virtuelle Welt |
| Dauer | 2–3 Stunden Fokus. | 18–20 Stunden Dauerbeschallung. |
| Ende | Man geht nach Hause, bis nächste Woche. | Die Benachrichtigungstöne hören nie auf. |
| Gefühl | Angeregt & kontrovers, aber abgeschlossen. | Anstrengend, ständig den Anschluss zu verlieren. |
Das Archiv-Dilemma: Wo war das nochmal?
Wir konsumieren und produzieren Unmengen an Content, doch die Halbwertszeit ist erschreckend gering. Wer erinnert sich nach 48 Stunden noch an die Details?
Ich weiß, ich habe vor Wochen zwei tolle Links zu diesem spannenden Thema gesehen – aber WO?
Hier kippt das Verhältnis von Aufwand und nachhaltigem Ertrag. Wir schürfen Gold, werfen es aber sofort wieder in den Fluss.
Die Lösung: Zurück zur Nachhaltigkeit
Früher gab es Diskussionsforen (fast schon retro!) oder Blogs. Wer 12 Jahre lang einen Blog führt, besitzt ein lückenloses Archiv seiner Gedanken. Es ist eine Form des digitalen Tagebuchs, das Recherche und Reflexion erlaubt.
Mein Weg: Gedanken-Foglios
Ich habe mich entschieden, Gedanken wieder "weiterzuspinnen" – im wahrsten Sinne des Wortes.
Weg vom Snippet, hin zum Blatt (italienisch: Foglio).
Strukturierte Beiträge, die auch nach Wochen noch Sinn ergeben.
Ein Ort zum Wiederfinden, statt im Chat-Verlauf unterzugehen.
Fazit: Ein Gedanken-Foglio ist mein Anker gegen die digitale Beliebigkeit. Hier fließen Blog-Themen und neue Recherchen zusammen – mit Substanz und System.


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