Eine bekannte
Persönlichkeit bekennt sich öffentlich zu einer Erkrankung, welche
in unserer Gesellschaft eher tabuisiert wird. Alzheimer. Das langsame
Vergessen und Eintauchen in die Nacht, mit nichts aufzuhalten. Der
Betroffene: Rudi Assauer, der seit zwei Jahren mit dieser Diagnose
lebt und für sich und andere versucht, das Beste aus der Situation
zu machen. Er hat dem ZDF während eines Jahres Einblick in sein
Leben gegeben, daraus ist eine Reportage entstanden. Zeitgleich kommt
sein Buch über den Umgang mit dieser Krankheit in den Verkauf . Das
alles ist bemerkenswert und verlangt Respekt vor dem, der sich dazu
bekennt.
Weniger respektvoll
erscheint mir die marktschreierische Art des ZDF, welches kaum ein
Sendegefäss auslässt, um für seine Exklusiv-Reportagen zu werben,
gespickt mit dem Hinweis, sein wohl letzter Auftritt in einem
Fernsehstudio. Dies wiederum geschieht nicht in Form von
Einblendungen oder einer kurzen Ansage, sondern Flächen deckend im
Vorabendprogramm mittels Backstage-Story von der Backstage-Story der
Story. Geschmacklos und lästig.
Via Tagesschau, hallo
Deutschland und Leute heute gleich drei Storys in einer Stunde in
welchen auf die morgendliche Sendung Volle Kanne mit Rudi Assauer
hingewiesen wird, garniert mit Filmausschnitten und kommentiert mit
dem typisch oberflächlichen „ach was sind wir betroffen“
Leute-Heute-Slang. Boulevardmässig. Ja ja, man will Quoten bolzen
und diese „Story“ ist geeignet.. Und sicherlich werden wir heute
abend gleich wieder bestrahlt, diesmal mit Filmchen über die
Ausstrahlung von heute morgen. Wie war das? Eine Schlagzeile mag sich
drei bis fünf Tage vorne halten, dann ist sie ausgelutscht.
Kompliment: Hier habt ihr das innert drei Tagen erreicht.
Sicherlich hatte die
Reporterin, welche Rudi Assauer über ein Jahr begleiten konnte, mehr
Feingefühl. Bestimmt ist dieses Filmdokument sehenswert und wird dem
Patienten gerecht. Die PR für dieses Produkt von Seiten des ZDF ist eine Beleidigung von Herrn Assauer und der verantwortliche
Regisseurin, zugleich eine Zumutung für die Zuschauer.
Peep-Show-Niveau. Derart ätzend, dass mir eigentlich die Lust, den
Film anzuschauen, schon vergangen ist.
Trotzdem, hier der Hinweis: Der Film, um den es eigentlich geht, wird am 7. Februar bei 37 Grad ausgestrahlt
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