Nach einer langen Blog-Pause spüre ich, dass es an der Zeit ist, hier wieder mehr Energie zu investieren. Die vergangenen 6 Jahre glichen schreib- gedankentechnisch einer Wanderung, eher rastlos auf der Suche nach... Zuvor gab es einen Blog, Google+ und das eine oder andere Forum. 3 Bereiche und alle haben sich irgendwie ergänzt.
Von Google+ zu MeWe
Die Zäsur kam 2019 mit dem bedauerlichen Ende von Google+. MeWe schien eine massentaugliche Alternative zu sein. Im Vergleich zu Google+ war es weniger raffiniert, was die Themengruppen und die Einbindung anderer Dienste anging, doch es war werbefrei und bot gute Diskussionsgruppen mit Chatfunktion. Leider konnte MeWe im deutschsprachigen Raum nie die nötige kritische Größe erreichen, um wirklich lebendig zu werden. Das finde ich tragisch, denn MeWe ist in vielerlei Hinsicht Facebook überlegen: kostenlos bis 16 GB Speicherplatz, werbefrei und mit unglaublich vielen Privatsphäre-Einstellungen. Aber der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier, und ein Umzug von Facebook ist für viele unvorstellbar. Zwar haben sich dort inzwischen auch viele fragwürdige Gruppen eingenistet, doch das sehe ich gelassen: Man muss ihnen ja nicht beitreten. Oder man sieht es als eine Gelegenheit, bewusst den Diskurs oder mal den Streit zu suchen. Eine Chance eben. MeWe für Neugierige.
Von twitter (X) zu bluesky (zu tiktok, zu telegram zu....)
Die Kurz-Messaging Dienste eignen sich aus meiner Sicht für die schnelle Übermittlung von Nachrichten/Schlagzeilen, natürlich auch für die Verlinkung ganzer Beiträge. Hier entstehen dann möglicherweise auch Diskussionen.
Viel wichtiger ist jedoch der Aspekt Reichweite. Diese erreiche ich, indem ich möglichst viele Follower/Friends habe, welche meinen Beitrag weiter teilen. Hier beginnt für mich das Problem, welches ich im Folgenden etwas überspitzt darstelle:
Bluesky: Ein Beispiel für eine politische Echokammer?
Nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk entwickelte sich Bluesky zu einer populären Alternative, die vor allem Nutzerinnen und Nutzer aus dem grün-linken bis linksaußen Spektrum anzieht. Ich schätze, etwa 80 % der Community lassen sich in dieses Spektrum einordnen.
Diese starke Homogenität führt zu einem Phänomen, nämlich Andersdenkende vorschnell in irgendwelche Schubladen zu stecken und dann zu blocken, gefolgt von Blockaufrufen und dem Erstellen gemeinsamer Blocklisten. Das Ziel scheint zu sein, einen geschlossenen Raum zu schaffen, in dem man sich ohne "Störefriede" unter Gleichgesinnten austauscht. Kann man natürlich machen, findet auch andernorts statt.
Das Ziel dieser immergleichen Beschallung? Eine Art Durchhalteparolen? Hat es einen Einfluss auf die breitere öffentliche Meinung? Oder geht es hauptsächlich darum, die eigene Position zu untermauern und das eigene Ego zu befriedigen? Sicher ist: Viel Wiederholung von schon Gelesenem, keine Außenwirkung, da die mögliche Zielgruppe, dort wo Veränderung stattfinden soll, gar nicht auf bluesky ist. Nachhaltigkeit? Bescheiden. Politische Einflussnahme? Zero, da ja sowohl die gesamte Regierung sowie AfD , BSW von vornherein abqualifiziert sind. Die "Brandmauer" schützt also die Restmenge, welche nach wie vor der Meinung ist, "wir sind mehr". Irgendwie grotesk.
So ist es geradezu ein Segen, wenn sich dann ab und an Leute wie der ARD -Journalist Gabor Halasz mit einem Zuruf von der Seitenlinie meldet. Das ist aber nicht ohne Risiko: An solchen Positionen kann man sich dann richtig abarbeiten... Auch wenn die nachfolgenden Meinungsumfragen genau diese Aussagen bestätigen - geschenkt!!! Untenstehender Zuruf hat ihm 120 Blocks eingebracht. So verletzlich ist das Selbstbewusstsein innerhalb der Echo-Kammer:
So läuft das, egal auf welchem Kanal. Bluesky ist kein Einzelfall. Wird das Meinungsspektrum zu groß, dann bildet man eben eine eigene Gruppe, in der man dann wieder "seine Ruhe" hat und "die Welt verändert"-vermeintlich... ohne Reibungsverlust.
Blog oder Forum?
Als ehemaliger Forumist und Admin mehrerer Foren weine ich eigentlich jener Form des Meinungsaustausches mehrere Tränen nach. In Sachen Nachhaltigkeit unerreicht, weil ich über Jahre Beiträge hochziehen und inklusive dazugehörige Diskussion aktualisieren oder verlinken konnte. Die lebhaften Diskussionen (irgendwann sogar noch mit Baumstruktur) hatten schon eine besondere Qualität, auch wenn es da zwischendurch gewaltig gefetzt hatte. Tempi passati, es gibt nur noch wenige gute Scripts und das Interesse hat sich in Richtung schneller, schlagzeilenartiger Informationsaustausch gewandelt. Die Zeit ist knapp, die Fähigkeit einen längeren Gedanken auszuformulieren hat in unserer Gesellschaft messbar abgenommen. Wir leben im Zeitalter der Inhalte in "einfacher Sprache". 200 Zeichen müssen reichen.
Also Blog
Aus völlig egoistischen Gründen bleibt also der Blog. Gedanken zu Themen, die aktuell sind, die mich vielleicht schon längere Zeit beschäftigen. Aber auch Cooles, Positives hat da Platz. Aufschreiben, teilen, diskutieren, später darauf zurückgreifen können, vielleicht lediglich, um das Gedächtnis aufzufrischen. Es sind aber auch überprüfbare Dokumente stattgefundener oder sich abzeichnender Entwicklungen. Zugegeben, persönlich gefärbt. Also auch ein Lackmus-Test. Zum Beispiel ein Blogbeitrag vom Dezember 2016.
DAS finde ich faszinierend und einige Andere vielleicht auch.
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