Ich erinnere mich, als mein Vater 50 Jahre alt wurde, da war ich 25 jährig. 50!! Fortgeschrittenes Alter. Zehn Jahre später: Die beruflich aktive Zeit geht langsam zu Ende und mein Vater bereitet sich auf die Pensionierung mit 63 vor, was er dann auch umgesetzt hat und bis Sommer 2010 sein Leben als Rentner beschwerdefrei geniessen konnte. Dann fesselte ihn ein schwerer Schlaganfall für 18 Monate ans Bett, bis er im Januar dieses Jahres von seinem Leiden erlöst wurde.
Beispiel zeigt: Diese, verharmlosend, als dritter Lebensabschnitt bezeichnete Zeit ab 60 oder 65 ist unter guten Voraussetzungen das letzte Lebensviertel. Von aussen gesehen die Ruhebänklein-Zeit, auch wenn viele Rentner mit mehr Termindruck leben als zu ihrer noch aktiven Berufszeit.
Das Beispiel zeigt auch, dass dieser Lebensabschnitt viel Positives, aber letztlich auch den endgültigen Abschied vom Hier und Jetzt beinhaltet. Für die Einen kurz und schmerzlos, für die Andern mit Leiden und Qualen verbunden. Daran lässt sich nicht rütteln.
Seit heute steht auch bei mir eine 6 vor der O. Ich bin also ebenfalls im statistisch letzten Viertel eines Menschenlebens angekommen und werde dazu sicherlich viel Erbauendes und Kluges hören. Und sicher die Frage: "Und? Wie fühlt man sich mit 60?" Weitere Stichworte:
Gut, Freunde, ich habe das 60. Lebensjahr - gespickt mit Freude, Lachen, Trauer - während der letzten 365 Tage bereits abgewickelt und steuere geradewegs in Nr.61. Ein bisschen ruhiger als in Nr. 51, weniger hektisch als Nr.41, mit etwas mehr Gelassenheit und Ironie und den Focus immer mehr auf das gerichtet, was ich persönlich gerade für richtig und sinnvoll finde.
Die Türkei bietet noch eine Perspektive: In "meinem" Alter wird man mit jedem Jährchen mehr auf dem Tacho sowas wie eine Autorität, respektiert. Man ist dabei, überwacht, ordnet an, aber packt nicht mehr direkt mit an. Das übe ich schon seit einem Jahr, und es gibt noch viel zu tun, um das zu perfektionieren.
Das heisst zugleich, ich habe immer mehr Zeit, mich gedanklich und informativ mit Dingen zu befassen, für welche ich zuvor keine Zeit hatte. Das muss nichts bringen, ist aber spannend. Vorausdenken zum Beispiel, Dinge in ihren Konsequenzen zu Ende denken. Das braucht manchmal Zeit und diesen Luxus habe ich ja jetzt, im Gegensatz zu den im "aktiven" Leben Stehenden. Ab und zu und vielleicht auch immer mehr, kann man es sich in diesem fortgeschrittenen Alter erlauben, sich einfach mal in die Sonne zu legen und vor sich hindösen, auch das ist eine neue Qualität.
Dieser Luxus wird erst möglich durch die Partnerschaft mit meiner Frau, in welcher "das Leben" gemeinsam "erlebt" oder "ertragen" wird. Gemeinsam nehmen wir jeden Tag, wie er kommt, ohne diese gleich einzeln abzuzählen.So nehmen die Jährchen ihren Lauf...
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