![]() |
Bildquelle wikipedia |
Ein
Begriff, der recht gedankenlos verwendet wird und in den
Lösungsansätzen zu genau so gedankenlosen Schlüssen führt. Die
Konsequenzen sind weit reichender, als man denkt:
Ausbildung:
Eigentlich werden viele Fachkräfte ausgebildet, wobei möglicherweise die
wirklichen Top-Leute tatsächlich Mangelware sind. Betrachtet man
jedoch die „klassischen“ Mangelberufe im Pflege- Bildungsbereich, aber auch im handwerklichen Sektor, so kann man kaum sagen, es bestünde Mangel an Ausbildungswilligen.
Darüber
muss intensiv diskutiert werden. Es besteht ein West-Ost-Gefälle
innerhalb Deutschlands, was den Verdienst betrifft. Folglich ist es
niemandem zu verdenken, dass er einen um über 1000 € besser
bezahlten Job in einem Oberzentrum oder in den alten Bundesländern
vorzieht und so seine Region, in welcher er /sie ausgebildet wurde,
verlässt.
Auch
die alten Bundesländer bilden ja genügend Fachkräfte aus, können
sie jedoch nicht halten, da nebenan die Schweiz und andere
europäische Länder mit bis zu doppelt so höhen Löhnen locken. So
wanderten alleine im Jahre 2012 20 126 Personen aus Deutschland in
die Schweiz ein. Ist uns bewusst, dass wir da Fachkräfte verlieren? Nur mit erhöhten Lebenshaltungskosten ist dieser Lohnunterschied nicht mehr zu begründen.
Festzustellen
ist dieser Aderlass ganz besonders in den Pflege- und Lehrberufen,
aber auch in vielen mittelständischen Betrieben und im Dienstleistungsbereich. Der Grund? Im europäischen Vergleich
entwickelt sich Deutschland zum Niedriglohn-Land.
Der
Fachkräftemangel hat also seine Ursache in erster Linie darin, dass
hier ausgebildete Fachkräfte nicht gehalten werden können und
dadurch eine Unterversorgung entsteht.
Lösung
durch Zuwanderung?
Diese
Lücken werden gestopft, indem immer lauter über den Begriff
„notwendige Zuwanderung“ fabuliert wird. Ohne den Zuzug von
qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland könne diese
Unterversorgung nicht behoben werden.
Diese
Argumentation ist scheinheilig, denn sie ist ausschliesslich
Lohnkosten orientiert. Man will nicht die Löhne bezahlen, welche
eigentlich ein wirkliches Auskommen vor Ort ermöglichen würden.
Stattdessen will man Fachkräfte aus anderen Regionen (aber preiswert
bitte!!!), um auf dem derzeitigen tiefen Lohnniveau weiter arbeiten
zu können. Angedacht werden Versuche mit Pflegerinnen aus Asien
(Pilotversuch), bereits praktiziert in Form von Sub-Verträgen im
Baubereich, zeitlich begrenzte Freelancer-Verträge für klar
umrissene Projekte, Auslagern von Altenpflege in Billiglohnländer
usw.
Den
Letzten beissen die Hunde
Wir
haben also das Problem, dass nicht mehr das regionale Angebots- und
Nachfrage-System spielt, sondern dass man im Begriffe ist, global
Fachkräfte in einer „von unten nach oben-Kette“ zu rekrutieren.
Ein entscheidender Faktor ist dabei das regionale Preisgefüge der
verschiedenen Rekrutierungs-Länder. So werden die nationalen
Wirtschaften immer mehr gestützt mit Fachkräften aus dem nächst
tieferen Lebens-/Lohnkosten-Land.
Schweiz-DeutschlandWest-DeutschlandOst;
Polen-Bulgarien-Türkei-Fernost-Afrika.
Dabei
übersieht man (gewollt?), dass viele Länder mit scheinbar tiefem
Lebenshaltungskosten-Index eigentlich im Aufbruch begriffen sind, so
genannte Schwellenländer. Sie sind ja bereits in der Lage, auf dem
Ausbildungsweg entsprechend qualifiziertes Personal zu „produzieren“.
Indem
nun aber immer mehr Fachleute in die Industrieländer abgeworben
werden, entsteht in den Ursprungsländern ein Vakuum an Fachkräften, wird
die weitere Entwicklung gebremst. Schwellenland bleibt Schwellenland
und ist weiterhin auf joint ventures angewiesen, entworfen von den
eigenen, aber im Ausland wohnhaften Landsleuten... „Nur“
Arbeitsplätze bringen das Land nicht weiter, auch wen dies immer
wieder betont wird. Nein: Gewinner dieses Spannungsfeldes im Bereich
Löhne sind natürlich die globalisierten Konzerne.
Politik als Vollstrecker der Wirtschaftsinteressen
Da
immer mehr Sektoren der staatlichen Grundversorgung privatisiert
worden sind, reduziert sich die Rolle des Staates und der Pokitik
immer mehr darauf, für „die Wirtschaft“ weiterhin optimale
„Produktionsbedingungen“ zu schaffen. Getrieben von "florierende Wirtschaft beschert hohe Steuereinnahmen", werden wirtschaftsfreundliche Strukturen geschaffen. Das heißt:
Produktionsstandort bleibt, aber lohnintensives Personal wird durch preiswertere Arbeitnehmern ausgewechselt. Ersteres wechselt in besser
bezahlte Produktionsstandorte, vielfach ins Ausland.
Bleibt
die Frage: Dieses egoisistische „Wir haben zu wenig eigene gut
qualifizierte Arbeitskräfte, um unseren Spitzenplatz als
Wirtschaftsmacht zu halten-also müssen wir welche einfliegen..“
bringt also nicht nur der Wirtschaftsmacht materielle Vorteile. Nein,
dieses Abwerben hat auch zur Folge, dass der Abstand zwischen den Top
TEN und dem Rest der Welt mittelfristig gleich bleibt. Deren Aderlass
im Bereich hochqualifizierte Fachleute ist schlicht und ergreifend zu
gross, als dass da eine kontinuierliche Eigendynamik entstehen
könnte. Krasses Beispiel ist ja Afrika (wo allerdings China mit
sehr interessanten Engagements Fuss zu fassen beginnt).
Noch
aber eröffnen sich in den „Schwellenländern“ durch staatliche
geförderte „Hilfsprogramme“, früher sagte man Entwicklungshilfe, Dauereinnahmequellen für
Industriekonzerne, welche risikolos und garantiert fließen und die Bilanz ganz nett aufpolieren . Win
win für die Einen – für die Andern bleibt so gut wie nichts.
Neo-Kolonialismus.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen