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Demografie: Horrorszenario Ost, wie oft noch?


Ich finde es wieder einmal erstaunlich, wie seit über 15 Jahren das immer-selbe demografische Horrorszenario als gottgegeben und die Zukunft der neuen Bundesländer beeinträchtigend , verbreitet wird.

Seit über 15 Jahren wird "vorausschauend" in Form von IGEK und ISEK Infrastrukturabbau betrieben, womit eine punktgenaue Beschleunigung des beschriebenen Trends stattfindet.. Jede Gemeinde, die NICHT nach diesen Vorgaben plant, fällt aus den Landesförderprogrammen.... Gestützt oder "begleitet" wird dies durch Beiträge wie diese hier.. Strukturabbau auf Befehl, begründet mit vermeintlichen Fakten!


Das Problem dabei: Inzwischen stellt man fest, dass diese Fokussierung auf Schwerpunktzentren völlig an den Bedürfnissen vorbei ging, die vor zehn Jahren getätigten Prognosen NICHT eingetroffen sind, und auch die jetzige 7. Regionalisierte Bevölkerungsprognose (Sachsen-Anhalt) auf mehr als fragwürdigen Basisdaten aufgebaut ist...

Ab wann darf man eine Entwicklung auch Fehlplanung nennen?

Heute haben wir die absurde Situation, dass die Mittel- und Oberzentren unter Wohnungsnot, Mangel an Kitaplätzen und drastisch gestiegenen Mieten leiden, überfüllte Schulklassen und fehlende Lehrkräfte Tagesthemen sind, was schon längst wieder zu einem Umdenken "weg aus den Zentren in die Speckgürtel oder grüne Wiese" geführt hat. Dort aber finden gerade Familien eine immer dürftigere Infrastruktur vor, obwohl preiswerter Wohnraum vorhanden wäre...

Daraus ergibt sich die nächste nicht gewollte Situation: Die Wanderbewegungen zeigen, dass es sehr oft junge Familien sind, welche sich ihre Vision von Leben und Familie in ländlichen Regionen Baden Württembergs, Niedersachsens, Bayerns oder Österreichs erfüllen und bei den Zuzügen "Ehemalige" kurz vor Rentenalter überproportional vertreten sind. Ein Teufelskreis.

Irreführende Vergleiche!

Der Vergleich Altersstruktur der neuen Bundesländer mit den alten Bundesländern ist lächerlich. In den spätern 80-er Jahren waren es genau diese heutigen Horrorszenarien-Ost, welche für die BRD gezeichnet wurden. Überalterung, Facharbeitermangel und: drohende Rezession. Die Wende hat das verändert: Zuzug Arbeitskräfte jung, oft mit Familiengründung, gewaltiger Wirtschaftsschub dank Wiederaufbau Ost usw...

Was also heute demografisch-statistisch als "gesund" und den "Durchschnitt" prägend in die Statistiken einfließt, ist letztendlich nichts Anderes als der Umzug von rund 3 Mio Menschen aus zwei arbeitsfähigen Generationen Ost nach West. Aus diesem Grund ärgern mich diese Szenarien und die daraus abgeleiteten Folgerungen.

Die vermeintlich bessere Alterspyramide , sprich geringere Anteil der über 65-jährigen, der Städte Halle und Magdeburg und die daraus abgeleitete "gesundere Struktur" täuscht. Rund 10 % der Einwohner Halles sind Studenten, in Magdeburg beträgt der Anteil ca. 8%.

Wohnraum, Arbeit, Infrastruktur, Teilhabe: dezentral bitte !

Was die neuen Bundesländer benötigen sind kleinteilige, handlungsfähige Gemeinwesen mit entsprechender finanzieller Ausstattung. Daraus ergibt sich eine realistische Chance auf Aufwuchs von Kleingewerbe und Mittelstand, welcher auch überlebt und nicht in der Bürokratie der Förderrichtlinien erstickt. Das ist besser als jedes Wirtschaftsförderungsprogramm in Milliardenhöhe für einen einzelnen Großkonzern.

Voraussetzung ist, dass eben heutige "Ortsteile" mit über 1000 Einwohnern die Chance haben, durch eigene Verwaltungs- und Entscheidungsgremien die Zukunft in die Hand zu nehmen. Immer mehr Jobs laufen nicht Arbeitsort gebunden, sondern in Form von Home-Office, Coworking Spaces usw.. Derartige Arbeitsmodelle gehören nicht nur in Mittelzentren gefördert. Gerade der ländliche Raum bietet da gewaltige Vorteile in Sachen Räumlichkeiten, Wohnraum etc. Infrastruktur vorausgesetzt.

Wo Gestaltungsspielraum besteht, entsteht Kreatives, ergibt sich Engagement und wer sich engagiert, identifiziert sich auch mit seiner Lebensumgebung. Alles Haltefaktoren, welche derartige Statistiken mittelfristig massiv beeinflussen könn(T)en, die Altersstruktur verändern.

Wer also eine wirkliche Veränderung der demografischen Verhältnisse will, muss auch die Voraussetzungen schaffen, dass diese stattfinden können und nicht diese abgedroschene Abwicklungsleier umsetzen. Ein Thema für die Landespolitik.

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