Direkt zum Hauptbereich

Fremdenfeindlichkeit: Im Trüben fischen, ist riskant.

Seit einigen Monaten kann man einen Trend verfolgen, der von den politisch Verantwortlichen vieler Parteien offensichtlich geduldet wurde. Gründe dafür gibt es viele: Landtagswahlen, anstehende Kommunalwahlen und eine generelle Zunahme so genannter "Frustwähler", welche sich offenbar für die AfD zu entscheiden beginnen. Diese wiederum schafft es nicht, sich mit einem Sachprogramm vom Vorwurf des Populismus mit Themenausrichtung bis weit nach RECHTS abzugrenzen.

Es muss verlockend sein, in diesem diffusen Protestsegment zu angeln. Sprüche wie: Zuwanderer sollten "dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen". Sie bedienen genau diese Klientel.

Vielleicht ist es gerade diesem Umstand zu verdanken, dass man heute von einem Wählersegment von 15-20% spricht, welches die bestehende Parteienstruktur gehörig durcheinander wirbeln könnte. 

Was offensichtlich versäumt wurde und zwar über Jahre, ist eine klare Positionierung zum Thema Islam, radikaler Islam, Flüchtlingspolitik. In diesem Vakuum wachsen die Proteste, sehen  Parteien und Kandidaten für politische Ämter immer wieder ein Regal für  den schnellen Erfolg. Dass dabei auch argumentativ Themen völlig falsch miteinander verknüpft werden, nimmt man in Kauf. In Sozialen Netzwerken werden Horrormeldungen über Ausländer, Flüchtlinge oder Islamisten in Umlauf gesetzt, welche jeglicher Wahrheit entbehren. Damit lässt sich Stimmung machen. Wo kein Kläger, da kein Richter...

So ist es dann nur noch ein kleiner Schritt bis zum Handeln "der aktiven Bürger". Was dabei herauskommen kann, erleben wir gerade drastisch im fränkischen Ort Vorra, wo in einer Nacht drei Gebäude in Brand gesteckt wurden, welche als Flüchtlingsunterkünfte renoviert waren und 2015 hätten belegt werden sollen. Überrascht? Weshalb?

Positionierung ist gefragt


Bisher bediente sich die Politik in der Bewertung neuer Parteien des Instruments der Ausgrenzung. Jetzt, wo sich einige der klassischen Parteien angesichts ihrer Wahlergebnisse langsam aber sicher selbst von der Gesellschaft ausgegrenzt sehen, kommen Existenzängste auf. 

Was ist denn mit der eigenen Haltung gegenüber den drängenden Problemen im gesellschaftlichen Zusammenleben? Reicht da der Verweis auf EU-Richtlinien, auf Zuteilungskontingente und gleichzeitig das Jammern, Deutschland nähme am meisten Flüchtlinge auf? Ist das Positionierung oder spricht man damit genau den so bedrohlichen Rechten Rand an?

Besonders gefordert ist nun die AfD. Entweder gibt es  klare Abgrenzungen, auch zu den PEGIDA-Demos, oder aber die Partei läuft Gefahr, durch Extremisten fremd gesteuert und bestimmt zu werden.  

Diese Positionierung ist jedoch auch von den klassischen Parteien  runter bis in die Ortspartei nötig. Von "buntem Landkreis" zu sprechen, ist eine Sache, Über die Parteigrenzen hinweg "Farbe zu bekennen" und Falschinformationen öffentlich und vor Ort vehement entgegen zu treten, ist die andere Sache. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Von Flüchtlingslagern, Festungen und Mauern

Mauer zwischen der Türkei und Syrien Neben der Fußball-WM sind es dieses Jahr Horst Seehofer, Kanzlerin Merkel und einige Exponenten der AfD, welche für das große Sommertheater besorgt sind. Ein "Masterplan" soll die Grundlage liefern, dass Europa mehr oder weniger flüchtlingsfreie Zone wird, in erster Linie aber Deutschland von weiteren Asylsuchenden entlastet wird. Mit einer "Festung Europa", einem von Goebbels im zweiten Weltkrieg eingeführten Begriff, soll vermeintlicher Schutz Sicherheit vor Flüchtlingsströmen suggeriert werden. Auch hier ist eigentlich offensichtlich, dass die treibende Kraft innereuropäische Staaten sind, welche das Ziel verfolgen, Flüchtlinge dorthin abzuschieben, wo sie erstmals europäischen Boden betreten haben - also in die Staaten, welche die Aussengrenze Europas bilden. Schauen wir doch etwas genauer hin: 

Türkei Çıralı: Zerstörung eines Paradieses

Çıralı liegt in der Nähe von Kemer und ist bekannt für ein einzigartiges Tourismuskonzept, welches in den 90-er Jahren in Zusammenarbeit zwischen WWF und Bevölkerung entwickelt wurde. Mehr dazu hier . Dieses Konzept hat gegriffen und der kleine Ort erfreut sich grösster Beliebtheit vor allem auch bei deutschsprachigen Urlaubern, welche keinen Rummel möchten. Diese Einzigartigkeit hat dazu geführt, dass viele Urlauber seit Jahren immer wieder an diesen sehr speziellen Ort zurückkehren. Bilder Aus Çıralı erreichte mich heute folgende Meldung:

Türkei Çıralı: Abbruch hat begonnen

Gestern wurde in Çıralı , begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot, mit dem Abbruch einer ersten Pension begonnen. Heute sollen drei weitere Betriebe geschleift werden. Obwohl wieder zahlreiche Demonstranten erschienen, blieben deren Bemühungen, diesen Abbruch zu verhindern, erfolglos. Etwa 25 Personen wurden festgenommen. Die Zeitung Hürriyet hat Bilder und ein Video ins Netz gestellt. Der Landrat der Region hat den Abbruch damit begründet, diese Pensionen befänden sich auf Waldgebiet und seien illegal, weshalb sie abzubrechen seien. Das mag aus heutiger Sicht stimmen, wenn man nur die Momentaufnahme als Richtschnur hinzuzieht. Wie bereits in einem früheren Beitrag berichtet, sind die Sachlage und die Geschichte Çıralıs jedoch bedeutend komplexer. In einem der bisher besten Beiträge zu diesem Thema fragte der Journalist Yusuf Yavuz im Atlas Dergi : Hat das Modell Cirali im Tourismus ausgedient? Er listet da sachlich die Ereignisse seit 1990 auf und fragt nach der Zukunft d...